Aktuelle Management-Herausforderung: Web 2.0 | CHECK.point eLearning
8. Learning World

Aktuelle Management-Herausforderung: Web 2.0

Saarbrücken, Mai 2007 - Am 14. und 15. Juni findet in Berlin die 8. Learning World statt. Während des Kongresses widmen sich mehrere Vorträge, Workshops und Wettbewerbe dem Thema Web 2.0 und den Innovationen, die dieser Trend für das Lernen bringt. Für CHECK.point eLearning hat Peter Sprenger, Pressesprecher der IMC AG, "fünf Lektionen zur Web 2.0 und Podcast-Innovationswelle im eLearning" zusammengestellt, die dem Management den Umgang mit dem Thema erleichtern können und die im Rahmen des Kongresses diskutiert werden.




1. Lektion: Werden Sie Reiseleiter für Informationsreisen!

In der Blogosphäre scheint manchmal die Überzeugung zu herrschen, dass bald jedermann ein Blogger ist und sich alle Informationsprobleme mittels Blogs lösen lassen. Nun, es heißt nicht umsonst "Blogosphäre": eine Sphäre ist ein abgeschlossener, klar abgegrenzter Raum, eine eigene Welt. Der Blick aus dieser eigenen Welt fällt schwer und verführt zu falschen Rückschlüssen.


Als Personalentwickler sollten besser nicht davon ausgehen, dass sich Wissensmanagement und Weiterbildung in ihrem Unternehmen demnächst wie von selbst erledigen. Ihre Aufgabe wird stattdessen sein, in ihrem Unternehmen eine sinnvolle Lern- und Informationsinfrastruktur zu entwickeln. Am besten zusammen mit den Fachabteilungen.


Setzen Sie ein paar Wegmarken, asphaltieren sie die Informationspfade, auf denen sich ihre Mitarbeiter besonders gerne bewegen und schaffen Sie Sehenswürdigkeiten für die Orte, zu denen Sie ihre Mitarbeiter locken wollen. Mit anderen Worten: werden Sie Reiseleiter für Informationsreisen.


Und wenn Sie im Unternehmen dann ein paar Experten haben, die nicht nur schreiben können, sondern auch was zu sagen haben, dann kann ein Blog tatsächlich eine Attraktion für ihre Mitarbeiter sein. Aber Vorsicht: überschätzen Sie dabei die Aktivität der Zielgruppen nicht allzu sehr: als Informations-Reiseleiter müssen Sie immer auch ein wenig Informations-Animateur sein.


Wie Sie sinnvoll Social Software-Anwendungen in ihre Lernumgebung integrieren, zeigen Ihnen während des Kongresses Dr. Guido Grohmann, CLIX-Produktmanager der IMC AG, und Dr. Ralf Klamma von der RWTH Aachen in einem interaktiven Workshop.


2. Lektion:
Unterscheiden Sie genau zwischen verbindlichen und unverbindlichen Lerninhalten!


Vor vier Jahren gab es auf einer Personalmesse eine interessante Podiumsdiskussion mit einigen Personalentwicklungsleitern großer Konzerne. In einer Sache waren sich alle einig: die Personalentwicklung habe seit vielen Jahren ein Rechtfertigungsproblem gegenüber Geschäftsführern und Vorständen, weil sie sich so gut wie nie auf qualitative Zielvorgaben festsetzen lassen wolle.

Steigerung des Vertriebserfolgs um 20% durch ein geeignetes Training? Eine solche Zusage würde man von keinem Personalentwickler hören. Schließlich könne man nur Angebote machen, die Lernbereitschaft müssten die Teilnehmer selbst mitbringen. In der Diskussion wurde seinerzeit ausdrücklich auf Lernmanagementsysteme, Bildungscontrolling, Reporting und Zertifizierung als mögliche Lösungsansätze des Dilemmas hingewiesen.


Wenn man dies einmal als Problem erkannt hat, so ist es doch einigermaßen erstaunlich, dass man heute in einigen Artikeln (z.B. Computerwoche 6/2007 "Web 2.0 ersetzt eLearning") die Aussagen einiger Experten und "eLearning Päpste" liest, die glauben, dass informelles Lernen in sozialen Netzwerken die klassischen Formen des Lernens bzw. eLearning ersetzen würde.


Mal ehrlich: wollen Sie neben einen Chemiewerk leben, in dem die Arbeitssicherheitsbestimmungen neuen Mitarbeitern irgendwie informell weitergegeben werden? Glauben Sie, dass Banken sich darauf verlassen können, dass ihre Mitarbeiter sich selbständig über die Gesetze zu Insidergeschäften und Geldwäsche informiert haben, wenn die Bank gleichzeitig mit Millionenbeträgen dafür haftbar gemacht werden kann?


Unverbindlichkeit war für die Weiterbildungsbranche jahrelang ein Problem. Umso erstaunlicher, dass trotz dieser Einsicht so getan wird, als könnte man nun mit ein paar neuen Internettools komplett auf jede Form der Verbindlichkeit verzichten. Blogs, Wikis und der oft schwammig gebrauchte Begriff "Web 2.0" können Learning Management Systemen und dem Lehr- und Lernprozessmanagement bisheriger Prägung ganz sicher nicht gefährlich werden. Stattdessen werden die Tools die bisherigen Lösungen vor allem um neue Möglichkeiten ergänzen.


In ihrer Einführungskeynote zur 8. Learning World "Shaping the Future of Learning - Was bringt die Web 2.0 und Podcast Innovationswelle?" erläutern IMC-Vorstandssprecher Dr. Wolfgang Kraemer und der IMC-Hochschulexperte Dr. Tilman Kuechler diese und andere Aspekte von Learning Management im Web 2.0-Zeitalter.


3. Lektion: Nutzen Sie Podcasts!


Ich muss gestehen, anfangs habe ich die Käufer von Audiobooks ein bisschen von oben herab betrachtet, wenngleich ich die praktische Seite eines Audiobooks nicht leugnen konnte. Irgendwie schien es mir, als würde es die Lektüre anspruchsvoller 1.000-Seiten-Romane viel zu einfach zu machen. Mittlerweile hat sich mein Verhältnis zu Audiobooks merklich entspannt. Zu Hause allerdings lese ich immer noch eher ein Buch - das Audiobook ist eher was für den mobilen Gebrauch.


So ähnlich ist es auch mit Podcasts: ich persönlich finde es schwierig, sie in den Arbeitsalltag eines Büros mit Anrufen, Kollegen, die an die Tür klopfen und konkreten Aufgaben, für die man volle Konzentration braucht, zu integrieren. Aber für die Fahrt zur Arbeit, für Dienstreisen oder Phasen, in denen man nicht die volle Konzentration für bestimmte Aufgaben aufbringen kann sind sie perfekt.


Das Angenehme an Podcasts ist, dass man zwar viel über ihre Anwendungsmöglichkeiten liest und viele gute Beispiele im Netz findet, dass es sich dabei aber nicht um einen Hype handelt. Im Vergleich zu manch anderen Technologien werden sie vielleicht sogar dramatisch unterschätzt. Dabei sind die Produktion und die Verbreitung verhältnismäßig einfach. Ich bin mittlerweile ein Fan geworden und es vergeht fast kein Tag, an dem ich nicht in irgendeinem Blog einen Audio- oder Videocast anklicke oder gleich in meinem RSS-Reader abonniere.


In einem Workshop während der 8. Learning World können Sie Wissenswertes und praktische Anleitungen über die Produktion von Contents für mobile Geräte und Podcasts erfahren. Moderiert wird die Session von Dr. Rainer Müller, LECTURNITY-Entwicklungsleiter der IMC, und Helge Fredrich, Produktmanager für die neue Web 2.0 Community-Plattform der IMC, SLIDESTAR. Welche Rolle Podcasts zum Beispiel für die Hochschullehre haben können, erläutert Dr. Andreas Hebbel-Seeger von der Universität Universität Hamburg in seinem Vortrag "Podcasting: Potenziale für die sportwissenschaftliche Hochschullehre".


4. Lektion: Vergessen Sie Second Life!


Im Grunde ist Second Life nichts weiter als ein besonders nervtötender Bildschirmhintergrund für Anwendungen, die vollkommen "old-fashioned" sind. Das ist meine Meinung, wohlgemerkt! Auch für die Integration von Lernplattformen in Second Life (wie das jüngst in CHECK.point eLearning vorgestellte Sloodle) sehe ich eigentlich keine Notwendigkeit.


Welchen Sinn sollte es haben, einen Blogeintrag in einen unrealistisch aussehenden, flirrenden dreidimensionalen Raum zu posten? Kommt dies in irgendeiner Form ihren Nutzungsgewohnheiten in der realen dreidimensionalen Welt entgegen? Stellen sich dort auch plötzlich überdimensionierte Buchstaben in den Weg? Wohl kaum, und wenn es so wäre, würde es sie ganz sicher nerven.


Auch die Avatare überzeugen mich kein bisschen: nicht nur, dass Avatare immer wieder mal aus der Versenkung gescheiterter E-Learning-Didaktikmethoden auftauchen, meist um danach gleich wieder dort zu verschwinden. Quietschige California-Girls mit "sexy" Ecken oder männlichen Avatare, die mich manchmal irritierend an Pornostars der 70er erinnern, sind nicht das Bild, das ich von sinnvollen Lernerfahrungen habe.


Auf der Webseite von Linden Labs, der Firma, die seit 1999 Second Life entwickelt, findet sich übrigens kein einziger Link auf die Avatare des Vorstands oder der Mitarbeiter, kein virtueller Rundgang durch das Firmengebäude und kein Wartezimmer, wo der Internetbesucher auf einen Termin mit dem CEO warten kann. Schade eigentlich - ich hätte mich gerne hingesetzt und gefragt, was eigentlich langfristig der Geschäftszweck von Linden Labs ist. Stattdessen gibt es einen Pressebereich mit PDFs von Pressemeldungen, einer Bildergalerie für Web und Print und vier Beispielfilmchen aus Second Life. Sieht so aus, als würden Informationen am besten immer noch auf die altmodische Art verbreitet werden: nämlich ohne unnötiges Chichi.

Sie können mir vorwerfen, ein altmodischer Knacker zu sein, der gerade die heißeste Entwicklung des Internets verschläft; aber bevor ich nicht auf dem Holodeck der Enterprise stehe, bin ich an Second Life ungefähr so interessiert wie an Bobby Beanstock: nicht die Bohne.


Wo Virtualisierung wirklich Sinn macht, zeigt Ihnen Dr. Sören Huwendiek von der Universität Heidelberg in seinem Vortrag "Lernen und Prüfen mit virtuellen Patienten".


5. Lektion: Tauschen Sie Content!


Seit zehn Jahren beschäftigen wir uns immer wieder mit den verschiedenen Möglichkeiten der preiswerten und effizienten Content-Produktion. Ursprünglich war die Vermarktung von Hochschulinhalten sogar eine der Gründungsideen der IMC AG. In mehreren Forschungsprojekten haben wir die möglichen Geschäftsmodelle, die förderlichen und behindernden Faktoren unterschiedlicher Formen des Wissens- und Content-Sharings untersucht und die Ergebnisse auch auf unserem Kongress vorgestellt. Auch einige unserer Unternehmenskunden und viele Hochschulen sehen im Content-Sharing zwischen Unternehmen oder von Hochschulen zu Unternehmen eigentlich ein wichtiges Modell für die Zukunft.


Eigentlich! Denn der Markt hat sich bisher trotz allem nicht recht entwickeln wollen. Offenbar fehlte entweder die Nachhaltigkeit im Angebot, die Produktionsmethoden haben es nicht erlaubt, Contents einer gemeinsamen Nutzung unterschiedlicher Parteien zuzuführen oder die Vertriebsprozesse für das Content-Sharing waren nicht weit genug entwickelt.


Mit Web 2.0-Technologien wird sich diese Situation ändern: Communities, in denen Inhalte mit anderen Usern getauscht werden, in denen sich Interessensgruppen formieren und in denen die Benutzer für die Inhalte eine Bewertung hinterlassen und zum Beispiel durch Verlinkung und Social Bookmarking für die weitere Verbreitung sorgen, sind zusammen mit Rapid-Learning-Autorentools vielversprechende Lösungen für ein intensiveres Content Sharing. Mit der neuen Version von LECTURNITY und der Web 2.0 Plattform für das Content Sharing SLIDESTAR hat die IMC Lösungen parat, die endlich einen Content Sharing Markt erfolgreich etablieren können.


Zu den Themen Content-Entwicklung, Open Content und Content Sharing gibt es mehrere Vorträge und Workshops, so zum Beispiel von Dr. Jan M. Pawlowski von der Universität Duisburg-Essen ("Open Content Initiativen in Europa - Die Open Source Alternative und Ihre Auswirkungen auf den eLearning Markt") und Dr. Gregor Hohenberg vom CHELM - Coordination Center Homburg eLearning in Medicine, Scientific Learning Systems in seinem interaktiven offenen Workshop "Vom Krankenbett über den Hörsaal ins Internet: Effiziente Content-Entwicklung in der Medizin".