Studie zu Social Tagging: Elitär und egoistisch?
Die Web 2.0-Philosophie "Jeder kann mitmachen, das Netz sind wir alle" wurde bei der freien Verschlagwortung von Inhalten offenbar noch nicht eingelöst. Bei der Auswertung der knapp 200 Datensätze zeigte sich, dass Tagging noch als Expertenanwendung eingestuft werden muss. Bislang ist Tagging eher eine Anwendung für eine Informationselite, als für die breite Masse an Nutzern.
Der Vergleich der erhobenen Daten mit der Studie 'AGOF Internetfacts' aus dem Jahr 2007 zeigt, dass die Stichprobe der Tagging-Befragung besonders gut ausgebildet ist, einen deutlich höherer Männeranteil aufweist und die Gruppe der 20 bis 30jährigen überwiegt; Anwender von Tagging-Anwendungen also vergleichsweise jünger sind, als der typische Internetnutzer.
Interessant ist weiterhin, dass knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent) offenbar nicht strikt zwischen beruflicher und privater Darstellung unterscheidet. Entgegen des landläufigen Vorurteils vom naiven Nutzer oder unbekümmerten "digital naive" kann gleichwohl eine Sensibilität für die Problematik des Datenschutzes bei den Befragten festgestellt werden.
Überraschend häufig wird die Option genutzt, bestimmten Inhalten den Status "privat" zuzuweisen und die Nutzung der Ressourcen der Community vorzuenthalten. 93 Prozent der Nutzer kennen diese Option und in 57 Prozent der Fälle setzen sie diese auch ein. Das Abspeichern von Tags für andere Nutzer, mit dem Ziel, diese gezielt auf bestimmte Inhalte aufmerksam zu machen, wird hingegen sehr selten verwendet.
Social Tagging wird hauptsächlich als Recherchemittel und personalisierbares Ablagesystem wahrgenommen. Die Wissensorganisation steht damit im Vordergrund, die kommunikativen Qualitäten des Social Tagging scheinen eher Zusatznutzen denn Selbstzweck zu sein.