Vorbereitung einer Förderlinie für Web 2.0-Projekte
Das vorliegende Papier skizziert wesentliche Entwicklungslinien des Web 2.0 sowie damit verbundene bildungs- und innovationspolitische Herausforderungen. Lehr- und Lernprozesse werden sich verändern. Dies gilt insbesondere auch für das informelle Lernen, das gerade auch im beruflichen Bereich zunehmende Bedeutung gewinnt. Die Mitglieder der Expertenkommission sind der Ansicht, dass es gerade in der jetzigen Pionierzeit wichtig ist im Rahmen staatlicher Innovationsförderprogramme die Potenziale neuer Ideen aufzuspüren und auszuschöpfen.
Web 2.0 wird als Herausforderung und als Chance begriffen. Dabei steigen nicht nur die Anforderungen an die kommerziellen Anbieter sondern auch an die Nutzer. Der Umgang mit der neuen Vielfalt muss erlernt werden. Die Fähigkeit, sich gestaltend in dieser Welt bewegen zu können, ebenso wie das Vermögen von Unternehmen und Institutionen, sich durch Nutzen der Potenziale Wettbewerbsvorteile zu erschließen, erfordern eine enge Verzahnung von Kompetenzentwicklung, Wissensaneignung und Arbeitsprozessen.
Auf Bildung und Wissenschaft kommt hier eine besondere Rolle zu. Beide sind originäre Bereiche der Wissensarbeit, die selbst dem technologischen Wandel ausgesetzt sind. Nach Ansicht der Expertenkommission müssen entsprechende Pilotumgebungen geschaffen, Beispiellösungen entwickelt und die erforderlichen Kompetenzen breit aufgebaut werden, die zur Erprobung neuer Formen der Wissensarbeit und des Lernens erforderlich sind.
Der aktuell stattfindende technologische Wandel im Web 2.0 bietet also große Chancen für die Umsetzung der notwendigen Innovationen in Bildungsprozessen, die wiederum Anstoß für weitere Innovationen bei Produkten und Dienstleitungen sein können.
Eine politische Initiative die zur schnellen und breite Anwendung von Web 2.0 Techniken und deren Weiterentwicklung in Deutschland voranbringt sollte laut der Expertenkommission folgende Ziele verfolgen:
- dem Markt für innovative wissensintensive Produkte und Dienstleistungen einen starken Impuls zu geben,
- die durch die IuK-Techniken und insbesondere durch Web 2.0 induzierten Strukturveränderungen zu beschleunigen,
- neue Formen von Arbeits- und Qualifizierungsprozessen zu fördern,
- ein Klima für Innovationen in dem Wachstumsmarkt der Informations- und Wissensverarbeitung und für die Weiterentwicklung des Internet zu schaffen,
- die digitale Spaltung zu mildern.
Die Arbeitsgruppe gibt drei Handlungsempfehlungen. Um Potenziale der Internet-Technologie für Deutschland auszuschöpfen, müssen eine Vielzahl von neuen Web 2.0-basierten Anwendungen für die Wissensgesellschaft geschaffen werden. Erfolgsfaktoren für den Einsatz von Web 2.0 Anwendungen müssen identifiziert und gestärkt werden. Dadurch können dann Nutzer zu effizienten und effektiven Interaktions- und Kooperationsformen angeregt werden.
Nach Meinung der Expertenkommission sind Fördermaßnahmen bevorzugt auf Ziel- und Gesellschaftsgruppen zu fokussieren, in denen das Potenzial von kollaborativen Arbeitsformen besonders hoch einzuschätzen ist. Wegen der schon erwähnten Vorreiterrolle von Bildung und Wissenschaft in dem Feld der Wissensarbeit sollte auch der Schwerpunkt der Maßnahmen in diesen Bereichen liegen. Flankierend dazu ist es aber auch notwendig, Kompetenzen der Bürger im Umgang mit entsprechenden Technologien zu stärken, um so der die digitale Spaltung abzumildern.
Um die genannten Handlungsempfehlungen umzusetzen werden von der Arbeitsgruppe Maßnahmen in den Bereichen Leuchtturmprojekte, Ausarbeitung eines Forschungs- und Innovationsprogramms und Qualifizierung der Nutzer empfohlen. Dabei kann nach Ansicht der Experten die Initiative Web 2.0 des BMBF einen substantiellen Beitrag zu Innovationen in Deutschland leisten und zur Qualifizierung im Umgang mit und über digitale Medien beitragen.