Die zweite Phase des Wissensmanagements | CHECK.point eLearning
Hintergrund

Die zweite Phase des Wissensmanagements

Hamburg, Juni 2008 - Die betriebliche Pädagogik befindet sich in einem tiefgehenden Umbruch. Pragmatische Lernkonzeptionen wie der Konnektivismus, d.h. Lernen im Netz(-werk), greifen die aktuellen Entwicklungen im Web, aber auch in den Unternehmen auf. Innovative Konzeptionen sehen Lerner als gleichberechtigte Partner, sowohl in der Kommunikation mit anderen Lernpartnern, als auch mit Tutoren, Coaches und Trainern.




Diese Entwicklung korrespondiert mit der Emanzipation der Internetnutzer im Web 2.0, die vom suchenden Nutzer vorhandener Webinhalte zum aktiven Mitgestalter des Web werden. Damit verändern sich aber auch fundamental die Anforderungen an Wissensmangementsysteme.


Die Idee des Wissensmanagement im engeren Sinne, das oftmals als Informationsmanagement verstanden wurde, hat nach einem euphorischen Beginn zu Anfang der Neunzigerjahre ein langes Tal der Desillusionierung durchschritten. Häufig waren die Wissensmanagementprojekte damals in starkem Maße technikgetrieben, so dass der kulturelle Aspekt vernachlässigt wurde. Dies hatte oftmals zur Folge, dass die Mitarbeiter die zentral geplanten Systeme nicht nutzten, weil sie nicht bereit waren, ihr Wissen offen weiter zu geben.

Im Zuge der wachsenden Nachfrage nach Kompetenzentwicklung, der Fähigkeit, Problemstellungen selbstorganisiert lösen zu können, entstand die Forderung nach einem Wissensmanagement im weiteren Sinne. Dieser Ansatz umfasst neben dem Wissen im engeren Sinn, d.h. Informationen, Sach- und Methodenwissen oder Kenntnisse, insbesondere Werte, Regeln, Normen und Erfahrungen. Hinzu kommen Gefühl, Intuition und Kreativität beim Umgang mit Information und Wissen.

Wissensmanagement wird damit durch die einzelnen Lerner initiiert und findet in einem "bottom-up" Prozess statt.






















Nur die Unternehmen, die nun proaktiv das Kompetenzpotenzial ihrer Mitarbeiter nutzen, werden in der Zukunft erfolgreich sein. Die Unternehmen brauchen deshalb Kompetenzentwicklungssysteme, die den Mitarbeitern und Führungskräften selbst organisiertes Lernen ermöglichen, indem die Möglichkeiten neuer Lerntechnologien sinnvoll genutzt werden.

Hierbei sind insbesondere folgende Aspekte hervor zu heben:

  • Die Lerner sind selbst verantwortlich für ihren Lernprozess, dabei nutzen sie das Lernsystem und werden durch ihr persönliches Lern-Netzwerk unterstützt, das sie sukzessive ausbauen,
  • Kompetenzen werden in realen Entscheidungssituationen im Rahmen von Projekten oder Praxisaufgaben aufgebaut,
  • der Austausch von Erfahrungswissen und Problemlösungen in Netzwerken bilden den Kern der Entwicklungsprozesse,
  • Wikis, Weblogs und weitere Instrumente des Web 2.0 (Social Software) erweisen sich als hervorragend geeignet, systematische Kompetenzentwicklung zu ermöglichen und so das Netz(-werk)lernen fruchtbar zu machen.

Blended Learning bildet damit die Brücke zwischen den innovativen Bereichen Kompetenzentwicklung und Social Software. Wissensmanagement im weiteren Sinne spielt dabei die zentrale Rolle. Wissensvermittlung im engeren Sinn und Qualifizierung sind zwar weiterhin eine notwendige Voraussetzung, erfüllen aber bei weitem nicht die wachsenden Anforderungen an die Kompetenz der Mitarbeiter.

Die Lerner sind für ihre Lernprozesse zukünftig weitgehend selbst verantwortlich, die Rollen der Bildungsverantwortlichen wandeln sich fundamental. Die Entwicklung, Umsetzung und Einführung innovativer Lernsysteme sind deshalb als Veränderungsprozesse zu gestalten, die mit den Betroffenen gestaltet werden. Kompetenzmanagement wird zu einem zentralen Handlungsfeld des Human Resources Management.

Im Rahmen von Kompetenzentwicklungssystemen besteht die Chance, Wissensmanagement im engeren und im weiteren Sinne "bottom-up" im Unternehmen durch zu setzen. Die Chancen dafür sind gut, weil die Mitarbeiter in überschaubaren Projekten und Kommunikationsbereichen den Nutzen der Weitergabe und der gemeinsamen Verarbeitung von Wissen erfahren. Damit bauen sie schrittweise ihre persönlichen Blockaden gegen den Austausch von Wissen ab.