Künstliche Intelligenz in der Bildung
Berlin, August 2016 - Künstliche Intelligenz (AI) kann Lernprozesse unterstützen – davon sind viele AI-Experten überzeugt. Roger Schank ist einer von ihnen. Er träumt von einem technologiegestützten Lernprozess, bei dem, wann immer der Lernende nicht mehr weiterkommt und eine Frage hat, ein AI-Mentor erscheint und ihm hilft. Der Kognitionspsychologe und AI-Theoretiker ist einer der Hauptredner auf der 22. OEB, der führenden europäischen Konferenz für digitale Aus- und Weiterbildung.
Geht es nach Schank, dann könnten Kinder ganz anders ihre Interessen ausleben und dabei die nötigen Erfahrungen sammeln. "Wenn du mit zehn schon ein Arzt sein willst, dann kannst du mit virtuellen Patienten üben. Und wenn du dann einen Fehler machst oder Hilfe brauchst, bekommst du von echten Ärzten Rat." Dafür brauche es freilich die virtuelle Umgebung, vor allem aber Videosequenzen, die tatsächlich zur Situation passen und auf die Fragen antworten, die gestellt werden. Mehr zu Schanks Visionen in seinem Artikel auf dem OEB-Newsportal.
Schanks Ideen stehen für das Leitthema der diesjährigen OEB: Owning Learning. "Es geht darum, dass die Lernenden die Kontrolle über ihre Bildung übernehmen", sagt Rebecca Stromeyer, Geschäftsführerin der ICWE GmbH, welche die Konferenz organisiert. "Durch Technologien werden die Machtprozesse in der Bildung fundamental verändert, und die Lernenden bestimmen selbst, was sie wann, wo und wie lernen wollen."
Der Einsatz künstlicher Intelligenz in Lernprozessen ist auch das Thema der Plenardebatte, einem jährlich wiederkehrenden Highlight der OEB. Die Eingangsthese in diesem Jahr lautet: "Künstliche Intelligenz kann, sollte und wird Lehrer ersetzen." Wie in einer Parlamentssitzung werden Experten für und gegen diese These streiten und dabei erörtern, welche Chancen und Risiken der Einsatz von AI in der Bildung birgt. Zum Abschluss der Debatte wird das Publikum per Handzeichen über diese These abstimmen.
Erste Erfahrungen mit AI-Lehrern werden bereits in der beruflichen Weiterbildung und bei internen Schulungen gesammelt. Das Stichwort heißt hier augmented reality, erweiterte Realität. Eine solche Lernplattform wird im Rahmen des WEKIT-Projekts entwickelt, das Dr. Ralf Klamma von der RWTH Aachen auf der OEB präsentieren wird. Das Kürzel WEKIT steht für Wearable Experience for Knowledge Intensive Training, zu Deutsch: Tragbare Erfahrungen für wissensintensive Trainings.
Ziel des EU-geförderten Projekts ist eine offene Lerntechnologie-Plattform, die Fachwissen einfängt, um es durch einen virtuellen Experten in der gewünschten Situation an die Lernenden weiterzugeben. Hilfsmittel sind bei WEKIT beispielsweise Datenbrillen, so genannte Smart Glasses. Solche Brillen können eingesetzt werden, wenn sich jemand in die Bedienung einer neuen Maschine einarbeitet. Die Brille wertet das Gesehene aus und eine virtuelle Hand zeigt an, welche Knöpfe und Schalter in welcher Reihenfolge betätigt werden müssen.
Daran zeigt sich das Potenzial solcher intelligenten Lernplattformen: Sie können in der tatsächlichen Arbeitsumgebung angewandt werden, dort also, wo nach einer klassischen Schulung oft erst die wichtigen Fragen auftauchen und Rat benötigt wird.
Die OEB findet vom 30. November bis zum 2. Dezember 2016 statt und widmet sich verschiedenen branchenspezifischen Themengebieten. Die Business Educa betrachtet die Entwicklungen auf den globalen Märkten und ihre Auswirkungen auf den Arbeitsplatz und die Ausbildungsanforderungen. Bei der Video Educa werden die rasant wachsende Nutzung von Video und anderen Kommunikationsformen reflektiert, und die Future Educa diskutiert kommende Technologien und ihre Effekte.
- YouTube https://youtu.be/UccrXClT_lE