Lernlust durch IT - mit Roboter, Sternbild und Solarzelle
An dem "European Innovative Education Forum" nahmen 250 Lehrkräfte, Schulleiter und Bildungsexperten aus 40 Ländern teil. Es fand im Rahmen der weltweiten Microsoft-Initiative "Partners in Learning" statt.
Trip durch die Tropen
Wie bringt man 9-Jährigen den tropischen Regenwald nahe? Dazu hatte die Grundschule im mittelenglischen Weston wegweisende Ideen, die in Berlin prämiert wurden. Sie ließ die Kinder gleichaltrige "Peers" befragen, die den Regenwald aus eigener Anschauung kennen - Partnerschüler im südostasiatischen Sultanat Brunei.
Die erkundeten "ihren" Regenwald mit Digitalkameras; die Kinder in England nahmen virtuell an dem Ausflug teil. In einem gemeinsamen Wiki stellten die Kinder beider Länder dann ihre Lernergebnisse dar, und in selbst produzierten Radiospots riefen sie dazu auf, den Regenwald zu schützen.
Der Westoner Ansatz "Working in a Classroom Without Walls" siegte in Berlin in der Kategorie "Innovation in Collaboration".
Roboter-Transporte und andere knifflige Fragen
Den ersten Preis in der Kategorie "Innovation in Content" erhielt Anna Karlsson, Lehrerin für Mathematik und Naturwissenschaften an der Viktor-Rydberg-Schule in Danderyd. Sie lässt ihre 14-jährigen Schüler selbst entworfene Roboter aus Legosteinen programmieren.
Die Schüler arbeiten einzeln oder in Gruppen und führen digitale Lerntagebücher. Neben dem technischen Tüfteln müssen sie erklären, wie der Transport ihres Produkts ökonomisch, ökologisch und sicherheitstechnisch sinnvoll abgewickelt werden kann. Und sie müssen zeigen, wie sie sich für weitere Aufträge dieser Art selbst vermarkten würden.
Lehrerin Anna Karlsson arbeitet außerdem mit Webcams und Podcasts aus dem Techniklabor; zu bestimmten Zeiten hält sie "Sprechstunden" auf Facebook ab. "Dort stellen die schüchternen Schüler ihre Fragen", erklärte die 35-Jährige in Berlin.
Solartankstellen auf dem Mars
Roboter kamen auch in einem anderen in Berlin preisgekrönten Projekt zum Einsatz: bei der Initiative "Discovering Green Tech" der Grigore Moisil High School in Bukarest, Rumänien. Dort bauten die 16- bis 18-jährigen Schüler zunächst selbst "grüne Technologie"-œ - zum Beispiel Solartankstellen für Spielzeugautos - und dokumentierten den Prozess auf dem Microsoft Learning Gateway Portal. Im nächsten Schritt lernte das Team, die Technologie aus der Entfernung zu steuern, "wie Roboter auf dem Mars".
Neben den technischen Fertigkeiten praktizierten die Schüler auch Umweltschutz, Teamgeist und Handeln als verantwortliche Bürger - und verdienten sich eine Auszeichnung in der Kategorie "Innovation in Community".
Sternenfänger im sozialen Brennpunkt
Aus Deutschland schaffte es die Hermann-Nohl-Grund- und Förderschule aus dem sozialen Brennpunkt Berlin-Neukölln unter die 25 Besten. In ihrem fortlaufenden Projekt "Star Catchers" beobachten Siebt- und Achtklässler mit dem virtuellen World Wide Teleskope ferne Planeten, Sterne und Galaxien. Außerdem "fahnden" sie nach Sternbildern in Märchen und tragen ihre Ergebnisse als Power Point Präsentation oder in Spielszenen vor.
Schulleiterin Ilona Bernsdorf hob beim Education Forum besonders die Begeisterung hervor, mit der die Schüler bei der Sache sind: "Es macht ihnen unglaublich viel Spaß, über ihre eigenen Sternzeichen nachzudenken und Informationen darüber zu sammeln." Gerade im sozial schwierigen Umfeld biete der technologiegestützte Unterricht den Schülern die Möglichkeit "auf Augenhöhe zu kommen".
Auf nach Kapstadt
Alle in Berlin ausgezeichneten Projekte ermöglichen mehr Interaktion, mehr Differenzierung, mehr Öffnung und mehr Austausch als der konventionelle Unterricht, erklärte Jury-Vorstand Prof. Hendricks. Die Gewinner dürfen nun im Oktober zum weltweiten "Innovative Teachers Forum" von Microsoft nach Kapstadt, Südafrika, reisen. Getreu dem Motto "Tue Gutes und rede darüber".