Allein in Orlando - ein Besuch der Blackboard World | CHECK.point eLearning
Persönliche Eindrücke

Allein in Orlando - ein Besuch der Blackboard World

Hamburg/Orlando, September 2010 - (von Olaf Dierker, TLA TeleLearn-Akademie) 1.800 Kunden aus 20 Nationen, davon etwa 30 Europäer, davon ein Deutscher - das sind die Eckdaten der Blackboard World, die im Juli in Orlando, Florida/USA stattfand. Die nordamerikanischen Kunden von Blackboard und der in den letzten Jahren übernommenen Lernmanagementsysteme WebCT und Angel waren in der ganzen Breite von Universitäten über Colleges bis Schulen sowie Unternehmen, Militär, Stiftungen und öffentlicher Dienst vertreten. Man bekommt das Gefühl, dass sich die gesamte nordamerikanische Online-Lehre um Blackboard gruppiert.




Und in der Tat ist Blackboard das führende kommerzielle Lernmanagementsystem (LMS) im amerikanischen Bildungssektor. Open-Source-Lösungen, in erster Linie Moodle und Sakai, werden von vielen Universitäten durchaus punktuell parallel genutzt, das mit Support unterstützte Produktivsystem ist aber oftmals Blackboard.


Entsprechend zahlreich waren auf der angegliederten Messe Partner-Unternehmen vertreten, die ihre Systeme in Blackboard integrieren, um Online-Lehre aus einem Guss anbieten zu können. Eine Übersicht neuer Inhalte in belegten Kursen kann man, ohne sich in die Lernplattform einzuloggen, bereits über die Facebook-Anbindung im sozialen Netzwerk erhalten oder Dank einer Taskleiste der Suchmaschine Bing von Microsoft bekommen. Videoaufzeichnungen, z.B. aus Echo360, können über eine Erweiterung ohne Umwege direkt in Blackboard-Kurse eingebaut werden.


Diverse Streaming-Anbieter, wie das zunehmend populäre Open-Source-System Kaltura, bieten ebenfalls sogenannte Building-Blocks zur Integration in das LMS an. Virtuelle Klassenräume lassen sich bis tief in die Kursstruktur integrieren. So kann man Lernruppen innerhalb eines Blackboard-Kurses direkt einem Online-Meeting-Raum zum synchronen Austausch in Wimba zuordnen. Für den Kursteilnehmer stellt sich der Übergang zum Online-Live-Meeting dann einfach als ein weiteres Kommunikationstool innerhalb der gewohnten Navigation dar, neben dem Gruppendiskussionsforum oder dem Blog.


Integrationen setzen sich auch zu anderen Lernmanagementsystemen immer mehr durch. Selten stehen sie aber mit der Integrationstiefe und in solcher Anzahl als per Plug-and-Play zu installierender Building-Blocks bereit. Für eine Vielzahl der Building-Blocks garantiert Blackboard die Funktion und stellt technischen Support. Mit Einschränkungen im Support kann da nur noch Moodle mithalten. Für andere Lernmanagementsysteme entsteht in der Regel Programmieraufwand und stetige Unsicherheit bei neuen Versionen auf der einen oder anderen Seite der Schnittstelle.


In Europa überhaupt noch nicht angekommen, ist die Integration von kommerziellen oder freien Online-Inhalten über Schnittstellen. Nachrichtenbeiträge und Reportagen aus dem NBC-Archiv können über einen Building-Block in Kurse eingebunden werden - für die Sekundarstufe in den USA sogar kostenfrei. Der Verlag McGraw Hill stellt einen rasant wachsenden Katalog von E-Books sowie Übungen und Tests in Ergänzung zu seinen Lehrbüchern zur Einbindung in die Lernplattform bereit. Überhaupt ist die Marktdurchdringung des eBooks in den USA erheblich weiter fortgeschritten. Verlinkungen aus der Lernplattform direkt in eBooks oder der Austausch von elektronischen Randnotizen innerhalb des Online-Kurses sind ein durchaus gängiges Thema in der Entwicklung von Lernszenarien.


Die eBooks waren entsprechend auch ein wichtiges Thema im Fachkongress. In Kalifornien wurde die Schulbuchfreiheit abgeschafft. Stattdessen bekommen die Kinder jetzt ein Netbook, einen eBook-Reader mit integriertem Webbrowser oder ein Apple iPad. Privat angeschaffte Geräte dürfen ebenfalls in der Schule genutzt werden. Auf den Geräten sind die Schulbücher vorinstalliert oder können geladen werden. Die Schulverwaltungen erarbeiten zur Unterstützung der Lehrer eigene Lernmaterialien und betreiben auf kommunaler Ebene für mehrere Schulen eine Lernplattform.


Der technische Zugriff auf die Lernplattform ist über kostenloses W-LAN in Schulen, Bibliotheken und Gemeindezentren gesichert, Innerhalb des Programms wird gezielt die Vorbereitung auf den Beruf oder die Universität und die individuelle Förderung ins Visier genommen, zum Beispiel der Kinder meist Südamerikanischer Migranten.


Neben Erfolgsgeschichten, wie die Organisation und sichere Bereitstellung tausender Lernressourcen in der Blackboard Content-Collection der US-Navy oder der Umstellung der Universität Peking auf Blackboard als jetzt alleiniges Lernmanagementsystem, gab es zahlreiche Workshops zum didaktischen Design oder zum Betrieb und Support.


Auch in den USA müssen noch viele Institutionen von älteren Blackboard-Versionen, WebCT oder Angel auf Blackboard Learn 9.x wechseln. Für die ehemaligen WebCT-Kunden ist das Thema weitestgehend abgeschlossen. Seit Version 9.1 stehen ihnen nahezu alle liebgewonnen Funktionen auch in Blackboard deutlich aufgeräumter und performanter bereit. Bei der Integration von dem im US-Schulsystem weit verbreiteten LMS Angel, steht die Übernahme der dort gelobten Kundenorientierung in Blackboard obenan. Ray Henderson, der ehemalige Chef von Angel und jetzige Bereichsleiter für die Blackboard Lernplattformen, hat hier während des letzten Jahres schon deutlich sichtbare Fortschritte gemacht, wie eigentlich alle alten Blackboard- und WebCT-Kunden bestätigen.


Blackboard zeigt aber auch deutlich, dass man sich nicht nur im Markt konsolidieren möchte, sondern auch bereit ist, neuen Trends zu folgen und weiter zu wachsen. Im Juli wurden gleich zwei Anbieter von virtuellen Klassenräumen, Wimba und Elluminate, übernommen. Sie formen innerhalb von Blackboard eine neue Säule Blackboard Collaboration.


Eine weitere neue Säule stellt der Bereich Blackboard Mobile dar. Universitäten können auf dem iPhone, iPod Touch oder Blackberry ihr gesamtes Campusleben mit Sportveranstaltungen, News, kompletten Adressverzeichnissen, Bibliothekskatalogen bis hin zum direkten Download des Buches und interaktiven Karten mit der Positionsanzeige der Campusbusse in einer App abbilden. Die Software Blackboard Mobile Central ist aus der Initiative von Absolventen der Universität Stanford entstanden.


Die App iStanford ist inzwischen häufiger heruntergeladen worden, als die Universität Studenten hat. Die zweite mobile Innovation, Blackboard Mobile Learn, stellt die Kurse einer Blackboard Lernplattform angepasst auf die spezifischen Fähigkeiten von Smartphones auf Basis des Apple iOS, Android oder des BlackBerry dar. Man braucht als Anbieter keine kostspielige spezielle App um die Lerninhalte zu bauen oder sie anderweitig für verschiedene mobile Browser und Betriebssysteme aufbereiten, sondern kann von den mobilen Geräten auf die "normale", vollwertige Lernplattform zugreifen.


Dabei haben die Apple- und Android-Geräte sicherlich Vorzüge bei der Wiedergabe audiovisueller Inhalte, solange sie nicht in Flash erstellt sind, was auf den Geraten nicht oder nur bedingt läuft, der BlackBerry kann dagegen die Stärken seiner Tastatur bei der Kommunikation in Foren und Blogs ausspielen. Ein wirklich ganz neues Lernerlebnis bekommt man mit Blackboard Mobile auf dem iPad geboten.


Das Tablett verfügt ja eigentlich schon über einen vollwertigen Webbrowser, mit dem man die Lernplattform wie auf dem PC aufrufen kann. Aber die angepasste Darstellung über die App mit den spezifischen Möglichkeiten des iPad optimiert den Zugriff auf die Lerninhalte noch mal zu einer ganz neuen Lernorganisation auf kleinsten Raum. Hier lohnt es sich, das Video anzusehen. Man muss dabei bedenken, dass man in Blackboard Mobile wirklich die gleichen Kurse wie im Webbrowser mit einmalig in das LMS eingestellten Inhalten angezeigt bekommt.