Steigende Studentenzahlen forcieren eLearning
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Was tun Sie denn alles, wenn im Herbst 2013 deutlich mehr Studierende in die Uni schwappen?
Holger Hansen: Wir werden durch den Wegfall von Wehrpflicht und Zivildienst einen ersten Peak schon vor 2013 erleben. Aber es ist richtig: Bei uns gibt es in Hinblick auf steigende Studierenden-Zahlen das Projekt RUB 2013 (www.rub2013.de), das gemeinsam mit den Fakultäten die RUB auf den Doppelten Abiturjahrgang vorbereitet. Denn auch wenn wir uns aktiv um mehr Räume bemühen - wir stoßen irgendwann auch als Universität an unsere Grenzen. Hier kann eLearning hilfreich sein. Dabei ist uns sehr wichtig, die jungen Leute nicht mit eLearning "abzuspeisen", sondern vielmehr die Qualität in der Lehre zu verbessern.
Mit welchen Maßnahmen soll dies funktionieren?
Holger Hansen: Wir stellen schon lange Aufzeichnungen von Vorlesungen online. Anfangs haben wir mit Podcasts gearbeitet, jetzt zeigen wir Veranstaltungsaufzeichnungen als Video mit integrierten Folien. Die Bandbreite ist groß: Es gibt Aufzeichnungen zu Themen aus der Wirtschaftswissenschaft, zu Aspekten der Medizin wie Ethik oder Trainingswissenschaften, und auch von den Juristen stehen Vorlesungsdokumentationen zur Verfügung. Viele Beiträge sind nur von unserer universitätseigenen Lernplattform her einsehbar.
Warum eigentlich?
Holger Hansen: Das kann mehrere Gründe haben. Mag sein, dass manche Lehrende oder Professoren in der Vorlesungsaufzeichnung einen Service sehen, den Sie gezielt nur ihren Studierenden anbieten möchten.
Worin liegt dann Ihre Unterstützung konkret?
Holger Hansen: Unser weitestgehend aus Studierenden bestehendes RUBcast-Team hilft beim Umgang mit der Technik oder übernimmt sogar alle Arbeiten rund um eine Vorlesungsaufzeichnung. Insgesamt sprechen unsere unterschiedlichen eLearning-Angebote Dozentinnen und Dozenten an, die sich für gute internetgestützte Lehre interessieren.
Dass dies bei den Lehrenden und Studierenden positiv ankommt, zeigt alleine ein Blick auf die Statistik: Inzwischen wird jede dritte Veranstaltung durch Online-Elemente begleitet. Das können einfach PDF-Dokumente sein, die ins Netz gestellt werden. Möglich sind aber auch der Einsatz interaktiver Online-Lerneinheiten oder das gemeinsame Arbeiten in Wikis.
Sie wollen auf jeden Fall "anspruchsvolle Lernformen". Woran denken Sie da?
Holger Hansen: Ich denke da insbesondere an interessante Blended-Learning-Konzepte. Die Studierenden können sich hier auf ganz unterschiedliche Art und Weise mit dem Lerngegenstand aktiv auseinandersetzen. Dabei bieten methodische Elemente ergänzend zu den weiterhin stattfindenden Präsenzphasen einen Mehrwert. Das kann ein anregender Austausch im Online-Diskussionsforum sein oder ein Test zur Überprüfung des eigenen Wissenstandes. Solche Blended-Learning-Konzepte können dabei tatsächlich einen Beitrag zur Entlastung der Raumressourcen leisten.
Aber da springen Sie doch nicht erst jetzt ins kalte Wasser?
Holger Hansen: Nein, es gibt bereits sehr positive Erfahrungen in vielen Fachbereichen, auf die wir aufbauen möchten. Was mich besonders freut ist, dass diese Blended-Learning-Formate gut bei den Studierenden "ankommen". Das höhere Maß an Flexibilität im Studium erleichtert für viele die Vereinbarkeit von Studium und Job.
Gibt es bereits erste Pläne, in welchem Umfang und an welchen Fakultäten Blended-Learning-Konzepte ausprobiert oder etabliert werden sollen?
Holger Hansen: Wir stecken derzeit noch in der Planungsphase für das Wintersemester 2013/14 und die folgenden Jahre und sind bereits mit Vertretern aller Fakultäten im Gespräch. Zunächst ging es dabei in erster Linie um die Aufstockung des Lehrpersonals und die Raumfrage. Ich habe allerdings deutlich gemerkt, dass die Studierenden hier mehr auf eLearning setzen als ihre Lehrenden.
Was ist der nächste Schritt?
Holger Hansen: Ein nächster Schritt ist unser Angebot im Bereich ePrüfungen. Aktuell eruieren wir, welche Software für uns die beste ist. Wir haben bereits elektronische Probeklausuren schreiben lassen. Auch hierbei waren die Rückmeldungen aus Sicht der Studierenden gut. Für mich ist hier ein wichtiger Vorteil, dass durch eine weitest gehende Automatisierung der Bewertung die Prüfungsergebnisse schneller feststehen. Außerdem lässt sich eine ePrüfung didaktisch viel interessanter gestalten als ein Test mit Stift und Papier. Man kann Grafiken einbetten oder Filme. Natürlich sind solche ePrüfungen lediglich eine Ergänzung zu den bestehenden Prüfungsformaten.