Alma Mater auf dem Weg ins digitale Zeitalter
Weiter wettbewerbsverstärkend wirkt die Einführung der Studiengebühren, die Studenten zu anspruchsvollen Kunden macht, die sich Ihre Hochschule nach neuen Kriterien auswählen. Die Standortdiskussion und die Exzellenzinitiative tragen dazu bei, dass sich Hochschulen ganz neuen Situationen stellen müssen. Diesen Herausforderungen können sie durch ein
Mehr an Effizienz begegnen, welches durch die Integration der zahlreichen universitären Prozessabläufe erreicht werden kann.
Modernes Hochschulmanagement ist eine Herausforderung auf allen Ebenen
Zwei Fragen beschäftigen die Hochschul-Verantwortlichen: Wie lassen sich Strukturen und Prozesse bedarfsgerecht an die
Erfordernisse von Nachfrageorientierung, Mobilität, Internationalisierung, Serviceausrichtung, Budgetbemessung und Autonomie anpassen? Und wie können sie wirtschaftlich, effektiv, sicher und flexibel betrieben werden?
Die Antwort: Auf Basis einer modernen Plattform zur Vernetzung von Verwaltung, Forschung und Lehre, die bereits existierende Infrastrukturen und Anwendungen einbezieht.
Das moderne Hochschulmanagement soll folgenden Anforderungen zentral datentechnisch gerecht werden:
- Ressourcen/Strukturen: Der Universitätshaushalt soll flexibel und serviceorientiert geführt werden, Beispiel: Raumplanung. Bildung/Forschung soll transparent für Lehrende und Dozenten organisiert sein, Beispiel Kursplan und Evaluationen
- Präsidium/Rektorat: Attraktivitätssteigerung der Hochschule, Beispiel Fundraising
- Verwaltung/Management: Verwaltungsprozesse zentralisiert steuern, Beispiel: Management der Stammdaten, Bewerbungsverfahren und Prüfungsmanagement
- Personal: Leistungsorientierte Personalführung
- Alumni: Fortlaufende Information nach Abschluss des Studiums; Erhöhung der Bindung an die Hochschule
Digitaler Campus: Eine Initiative von Microsoft Deutschland und kooperierenden Hochschulen
In Pilotprojekten mit der Universität Karlsruhe, der RWTH Aachen und der Universität Hamburg entstand der Digitale Campus, ein zentrales, personalisiertes Lehr- und Lernportal, das alle studienrelevanten Informationen und Anwendungen für die jeweiligen Nutzern bereithält. Von Universitäten für Universitäten entwickelt, zeigt dieses Projekt, wie einige Einrichtungen neue Wege zum Datenmanagement bereits erfolgreich
beschreiten.
Der digitale Campus öffnet den Weg zum modernen, serviceorientierten Dienstleister Hochschule. Er hilft, den Verwaltungsaufwand zu senken, die interne Koordination und Kooperation des Lehr- und Verwaltungsapparats zu vereinfachen, neue Dienste anzubieten, eine höhere Servicequalität zu leisten und einen effizienteren Ressourceneinsatz zu ermöglichen. Und er unterstützt die Förderung von Exzellenz in Forschung & Lehre und stärkt die nationale und internationale Wettbewerbsfähigkeit der Universitäten.
Dozenten profitieren vom digitalen Campus, zum Beispiel bei der
Bereitstellung von Vorlesungsmaterial, bei der Interaktion mit
Kursteilnehmern oder bei der erleichterten wissenschaftlichen
Zusammenarbeit im Rahmen von Forschung & Lehre.
Studentinnen und Studenten können auf dem digitalen Campus ihre
Einschreibungen für Fächer und Veranstaltungen vornehmen, ihre
Personalangaben ändern, Lehr- und Lernmaterial abrufen oder durch den digitalen Campus Zugriff auf bestimmte Computeranwendungen und Programme nehmen.
Vorteile des integrierten Datenmanagements für...
die Hochschule
die Dozenten
die Studenten
Verwaltungsaufwand
senken
Verbesserte Koordination und
Kooperation des Lehr- und
Verwaltungsapparates
Angebot neuer Dienste
Erhöhung der
Servicequalität
Möglichkeit zur
interaktiven Bereitstellung
von Vorlesungsmaterial
Interaktion mit
Kursteilnehmern
Effizienterer
Ressourceneinsatz
Erleichterte
wissenschaftliche
Zusammenarbeit
Digitale Einschreibung
für Fächer und
Veranstaltungen
Erleichterte Änderung
von Stammdaten
Digitaler Zugang zu
Lehr- und Lernmaterial
Zugang zu
Computeranwendungen
und Programmen
Zwei Beispiele erläutern die Umsetzung eines Integrierten Datenmanagements aus unterschiedlichem Blickwinkel: An der RWTH Aachen baute das neue Campus-Management auf einem existierenden Informationssystem auf. Die Johannes Gutenberg Universität Mainz entschied sich hingegen für die Lösung eines Microsoft-Partners.
Ein zentrales Lehr- und Lernportal an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen
Die RWTH Aachen ist mit rund 30.000 Studierenden, über 400 Professoren und 2.500 Mitarbeitern die größte technische Hochschule in Deutschland und gehört zu den deutschen Spitzenreitern in der ingenieurwissenschaftlichen Forschung.
Microsoft kooperiert in Aachen eng mit der RWTH durch das
European Microsoft Innovation Centre (EMIC), dem einzigen
Forschungszentrum von Microsoft in Deutschland. Die Forschungsschwerpunkte hierbei sind Sicherheit, mobile Technologien, Webservices und deren Anwendung in den Bereichen eBusiness, eHealth und eLearning.
Schon seit 2001 gab es an der RWTH Aachen ein sogenanntes
CAMPUS-Informationssystem. Dieses stellte bereits eine recht
leistungsfähige Onlineplattform dar. Zu den realisierten Anwendungen gehören das offizielle Vorlesungsverzeichnis, die Anmeldung zu Seminaren, die Veranstaltungsplanung mit Raumreservierung, Kooperations- und Alumniportale sowie mehrere Beschaffungsportale und ein digitales Mitarbeiter- und Organisationsverzeichnis.
Zum Start des Wintersemesters 2006/2007 meldete das RWTH-Rechenzentrum jedoch eine neue Rekordnutzung. An einem einzigen Tag beantwortete CAMPUS 1,8 Millionen Anfragen. Damit
stand die RWTH in den Abfrage-Statistiken der Online-Angebote in einer Reihe mit den großen deutschen Onlinezeitungen.
Daraufhin realisierte die Universität ein zentrales, personalisiertes Lehr- und Lernportal, das alle studienrelevanten Informationen und Anwendungen integriert bereithält, genannt L2P.
Vom direkten Zugang zu Verwaltungsdaten über Studienangebote und Lehrinhalte bis hin zu praxiserprobten Lernanwendungen sollte dieses Portal der entscheidende "Umschlagplatz" von Informationen und Dienstleistungen für Studierende und
Lehrende sein.
Allen 30.000 Hochschulangehörigen der RWTH ist der Zugang
möglich. Jedem Studierenden, Dozenten und Mitarbeiter werden über das zentrale Verwaltungssystem genau die Daten zugänglich gemacht, die für ihn relevant sind. Studierende können individuell und deutlich einfacher Lehr- und Lerninhalte abrufen und beispielsweise Termine mit Dozenten abstimmen.
Gleiches gilt für die Verwaltung und den Lehrapparat und wird durch die Integration unterschiedlicher Anwendungen erreicht.
Für den Aufbau des Hochschulportals hat die Aachener Spitzenuniversität das "Centrum für integrative Lern- und Lehrkonzepte" (CiL) aus der Taufe gehoben. Das CiL ist eine Stabsstelle des Rektorats und versteht sich als Thinktank, in dem Ideen, Visionen und Projekte zum Thema eLearning
entwickelt werden.
L2P besteht aus drei Komponenten: Das CAMPUS-Informationssystem liefert die Daten für die administrative
Steuerung, darunter Immatrikulationsdaten, Vorlesungsverzeichnisse oder Veranstaltungspläne.
Die Lernplattform CLIX 6.0 des eLearning-Anbieters IMC AG stellt Funktionen für ein computergestütztes Lernen bereit.
Der Microsoft SharePoint Portal Server 2003 organisiert die Integration der einzelnen Portalanwendungen, die Kollaboration und das Single Sign-on für den personalisierten Zugang.
Zur hochschulweiten Einführung im Sommersemester 2007 wurde L2P noch mit der neuen SharePointintegrierten Version CLIX 7.0 und Microsoft Office SharePoint Server (MOSS) 2007 ausgerüstet.
"Wir integrieren L2P in unsere bewährte IT-Landschaft", sagt Michael Gebhardt, Koordinator des Campus-Management-Projekts.
Für L2P setzt er derzeit elf Server auf Basis von Microsoft Windows Server 2003 ein. "Unsere skalierbare Rechnerfarm bietet eine Verfügbarkeit von 99,9 Prozent, die durchschnittlichen Antwortzeiten liegen selbst bei Hochbetrieb unter einer Sekunde." Diese Ausstattung ist jedoch nur eine
Minimalkonfiguration, mit steigender Nutzerzahl werden Hard- und Software Zug um Zug ausgebaut.
Universität Mainz entscheidet sich für CampusNet
Ein weiteres Beispiel für ein integriertes Campus-Management-System findet sich an der Johannes Gutenberg Universität Mainz. In einer europaweiten Ausschreibung hat sich die Hochschule für die Software CampusNet des Hamburger Unternehmens Datenlotsen Informationssysteme GmbH entschieden.
Die Johannes Gutenberg Universität Mainz ist mit rund 35.000 Studierenden aus mehr als 130 Ländern und etwa 3.500 Mitarbeitern in Forschung, Lehre und Verwaltung auf Internationalisierungskurs. Die Umsetzung der Bologna-Deklaration bringt umfangreiche Neuerungen und Herausforderungen insbesondere für den Verwaltungsapparat mit sich: Insgesamt müssen etwa 150 Studiengänge in das zweistufige Studiengangsystem überführt werden.
Elf Bachelor- und zwölf Masterstudiengänge werden bereits angeboten. Bis zum Wintersemester 2008/09 sollen insgesamt 70 Bachelor- und in den darauffolgenden beiden Jahren 80 Masterstudiengänge akkreditiert sein.
Dies bringt eine Fülle neuer Prüfungsordnungen, ein erhöhtes
Prüfungsvolumen sowie ein neues Benotungssystem und Maßnahmen zur Qualitätssicherung mit sich. Damit wird einerseits ein zügiger Ablauf des Studiums ermöglicht. Gleichzeitig steigt aber der Organisationsaufwand für die Verwaltung der Studiengänge erheblich. Die Notwendigkeit, ihre IT-Strukturen auf den erhöhten Verwaltungsaufwand vorzubereiten, hat
Deutschlands sechstgrößte Universität erkannt.
Zurzeit hoffen jährlich rund 23.000 Bewerber auf einen Studienplatz an der renommierten Universität. Bis zu 8.000 Bewerber erhalten den begehrten Studienplatz tatsächlich. Im Zuge zunehmender Mobilität unter den Studierenden sind stetig steigende Bewerberzahlen zu verzeichnen.
Die Hochschule war auf der Suche nach einer Software, die alle hochschulrelevanten Prozesse und Akteure miteinander vernetzt und Studierende während ihrer gesamten akademischen Laufbahn und darüber hinaus begleitet - von der Bewerbung, über das Studium bis hin zum Alumni-Verein.
CampusNet deckt diese Anforderungen ab. Das integrierte Campus Management System ist in der Lage, eine Vielzahl von Daten in strukturierte, mehrstufige und vernetzte Informationen zu verwandeln und die gesamte Verwaltung auf einer zentralen Plattform abzubilden. Dabei lässt sich die Software plattformunabhängig in die bestehende IT-Infrastruktur einbetten - vorhandene Insellösungen werden abgelöst.
CampusNet ermöglicht es außerdem, dass alle Beteiligten weiterhin dieselben Programme und Funktionalitäten nutzen, die sie aus der täglichen Anwendung kennen. So greifen beispielsweise Studierende mit ihrem gewohnten Webbrowser auf
CampusNet zu, um ihr Studium zu organisieren.
Weitere Piloten an den Universitäten Karlsruhe und Hamburg
Weitere Pilotprojekte zum Integrierten Campus-Management wurden gemeinsam mit der Universität Karlsruhe (TH) und der Universität Hamburg umgesetzt. Kernstück des digitalen Campus in Karlsruhe ist das Projekt "Karlsruher Integriertes Informations-Management" (KIM).
Auch KIM ist eine Karlsruher Eigenentwicklung, die auf die bestehende IT-Infrastruktur der Hochschulverwaltung (u. a. HIS) aufbaut. Am Aufbau von KIM sind neben dem Rechenzentrum der Universität, der Verwaltung und der Bibliothek auch mehrere Lehrstühle der Fakultäten Wirtschaftswissenschaften und Informatik beteiligt.
An der Universität Hamburg können Studierende ihr Studium mithilfe des Studien-Infonetzes basierend auf dem CampusNet der Datenlotsen und der Microsoft-Technologie zukünftig weitgehend autonom organisieren. Jederzeit können sich Studierende zu Seminaren und Prüfungen online anmelden oder
einen virtuellen Blick auf den aktuellen Stand ihrer Prüfungsleistungen werfen.
Professoren und Dozenten können Prüfungstermine per Mausklick
anberaumen und benötigte Seminarräume oder Hörsäle koordinieren. Teilnehmer an Seminarveranstaltungen werden beispielsweise automatisch über Termine oder Raumänderungen per SMS informiert. Zusätzlich bietet das Studien-Infonetzes ein Career-Center, eine umfassende Praktikumsbörse und
eine Anlaufstelle für Fundraiser, Alumni und Unternehmen.