Förderung für sechs computergestützte Lehrprojekte
Von der Bereitstellung virtueller Online-Praktika bis hin zur Live-Übertragung von Operationen in der Zahn- und Humanmedizin wird in naher Zukunft das Spektrum der computergestützten Dienstleistungen in der Lehre am Fachbereich Medizin reichen. Die sechs Projekte sind in vorklinischen und klinischen Fächern der Human- und Zahnmedizin angesiedelt und werden vorerst für eine Dauer von maximal 35 Monaten gefördert.
"Unser Ziel ist es, die theoretische und praktische Ausbildung von Medizinern enger als bisher zu verzahnen und dies durch die neuen Medien auch zu unterstützen", sagte Univ.-Prof. Dr. Norbert W. Paul, Vorsitzender des Ausschusses für die Lehre des Fachbereichs Medizin.
Zentraler Kern der Initiative ist ein Projekt aus dem Bereich Chirurgie: Das interdisziplinäre Lehrprojekt der Chirurgischen Kliniken hat das Ziel, eine stets aktuelle und für Lernende wie Lehrende gleichermaßen permanent verfügbare Multimedia- und Online-Infrastruktur einzurichten. Dies soll die bisher vorhandenen Lehrangebote optimieren und erweitern.
In diesem Rahmen werden sowohl virtuelle Vorlesungsreihen aufgebaut, als auch Online-Tests und Prüfungen auf dem Virtuellen Campus Rheinland-Pfalz (VRCP) zur hochschuleigenen und hochschulübergreifenden Nutzung bereitgestellt. Ferner wird ein gruppenbasiertes, interaktives Teleteaching-System mit integrierter digitaler Live-OP via Internet etabliert.
Außer diesem Kernprojekt in der Chirurgie unterstützt der Fachbereich Medizin fünf weitere Projekte aus den Bereichen Vorklinik, Anästhesiologie, Medizinische Biometrie, Arbeits- und Sozialmedizin sowie der Zahnklinik. "Wir möchten uns neben der fachlichen und didaktischen Kompetenz auch eine systematische Kompetenz bei der Bereitstellung von Lehrinhalten erarbeiten, die interdisziplinär abgestimmt und für das sogenannte Blended Learning aufbereitet sind", sagte Prof. Paul.
Unter diesem didaktisch-methodischen Konzept, auch als "integriertes Lernen" bezeichnet, wird die Verbindung multimediaunterstützter Online-Methoden mit traditionellen Lehr- und Lernmethoden wie etwa den Präsenzveranstaltungen verstanden. Als Kommunikations- und Distributionsplattform der neuen Blended-Learning-Curricula dient unter anderem die hochschulinterne Lernplattform ILIAS . Das Angebot dient hauptsächlich der Vor- beziehungsweise Nachbereitung von Präsenzseminaren und Praktika.
Die Studierenden erhoffen sich von der Förderung der innovativen Lehrprojekte insbesondere einen "praxisorientierten Nutzen, vor allem durch die Aufarbeitung des Lehrstoffes und durch praktische Fallbeispiele", so Inka Kaestner, Vertreterin der Studierenden im Ausschuss für die Lehre des Fachbereichs Medizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz: "Wir hoffen außerdem, dass die Projekte auch nach Beendigung der Förderungszeit weitergeführt werden und alle Studierenden die Möglichkeit bekommen, die durch die Lehrprojekte entstehenden Strukturen zu nutzen."
Wesentliche Voraussetzung für den Erfolg der grundlegenden sachlichen, didaktischen und systematischen Innovation der Lehre im gesamten Fachbereich ist nach den Worten von Prof. Paul "die projektunabhängige Verstetigung der Kompetenzen in allen genannten Teilbereichen". Daher wurde bereits in der Anfangsphase der Förderung durch den Fachbereich darauf geachtet, dass die neuen didaktischen und technischen Kompetenzen dauerhaft allen Lehrenden und Lernenden zu gute kommen.
An der Johannes Gutenberg-Universität lassen sich derzeit etwa 3.370 junge Männer und Frauen zu Medizinern ausbilden. Insgesamt sind für das neu gestartete Wintersemester 2006/07 nach den jüngsten Statistiken rund 34.300 Studentinnen und Studenten eingeschrieben.