"Kommunikation und Lernen verschmelzen"
Wie würden Sie den heutigen Entwicklungsstand von Mobile Learning charakterisieren? Hat sich Ihres Erachtens bereits ein Standard herauskristallisiert?
Sören Bezzegh: Ich kann noch keinen Standard erkennen. Eher würde ich sagen, wir stehen noch ganz am Anfang. Es erwartet uns noch sehr viel Arbeit. Denn es gibt viele Optionen und um sie auszureizen, fehlt noch viel. Die Zuständigen müssen auf die Möglichkeiten hingewiesen werden, die es bereits gibt. Smartphone und Tablets werden noch viel zu wenig eingesetzt. Wir konzentrieren uns noch zu sehr auf den PC.
Woran liegt das?
Sören Bezzegh: Die Entscheider haben sich noch nicht genügend mit den Möglichkeiten auseinandergesetzt. Die Vorteile von Mobilem Lernen unterwegs sind noch nicht weit genug vorgedrungen.
Wenn Sie in Ihrem Office sitzen, sind Sie auf die Probleme ihrer täglichen Arbeit konzentriert. Da bleibt wenig oder keine Zeit Lerneinheiten zu absolvieren. Mit Mobile Learning können Sie das unterwegs, zuhause und auch in Ihrer Freizeit machen - ohne Zwang, nach eigener Zeiteinteilung.
Wer lernt bei Samsung mobil?
Sören Bezzegh: Alle – Die Möglichkeit ist durch Trainings-Apps auf der entsprechenden Online-Plattform jederzeit gegeben. Zusammen mit APPSfactory haben wir ein eigenes System entwickelt, das seit 2014 in Betrieb ist und es allen Lernenden bei Samsung erlaubt, per App direkt auf die Lerneinheiten und -Materialien zuzugreifen. So sind keine mühsamen Wege mehr über Browser und Web, keine endlosen Anmeldeprozesse oder dergleichen nötig. Seit dieses System bei Samsung im Einsatz ist, steigt die Nutzungskurve stetig.
Die Mitarbeiter haben den Mehrwert erkannt. Natürlich nutzen es unterschiedliche Zielgruppen unterschiedlich intensiv. Einem Sales Mitarbeiter genügt es möglicherweise sich einmal über die neuesten Produktdetails zu informieren. Ein Promoter oder Merchandiser nutzt die Materialien häufiger – oft auch im aktiven Einsatz gegenüber den Endkunden.
Welche weiteren Entwicklungen stehen uns in diesem Bereich ins Haus? Wird künftig alles „mobile“?
Sören Bezzegh: Mobile Learning wird meines Erachtens das Lernen am PC weitgehend ersetzen und ist schon heute Dreh- und Angelpunkt für die zeitgemäße Kommunikation. Kommunikation und Lernen verschmelzen dabei zunehmend. Nur die Themen Lerntransfer- und Qualitätskontrolle machen noch einen Unterschied.
Welchen Stellenwert geben Sie Responsiv Design in diesen Prozessen?
Sören Bezzegh: Es spielt eine relativ große Rolle, um die unterschiedlichen Geräte ansprechbar zu machen. Es geht ja darum, möglichst viele Formate darauf testen zu können, ob sie zielführend sind und sie dann zu integrieren: Videos, Präsentationen, eLearning, Online-Training etc. - Responsiv Design macht das einfacher.
Wie geht es weiter mit Mobile Learning?
Sören Bezzegh: Ich denke, die Anwender sind interessiert und motiviert. Auf dem Level der Entscheider müssen stärkere Akzente zugunsten von Mobile Learning gesetzt werden. Da besteht Nachholbedarf. Um Mobile Learning zum Lernstandard werden zu lassen, kommt es meines Erachtens auf zwei Faktoren an: einen größeren Wettbewerb unter den Technikanbietern und eine stärkere thematische Präsenz bei den Entscheidern.