Dialog zwischen den Generationen als Schlüsselfaktor
Zukunftsorientiert und technikaffin oder ruhmsüchtig und verantwortungsscheu? Um die Generation Y ranken sich viele Mythen und Stereotype. Gemeinsam mit Weiterbildungsverantwortlichen, Lehrenden und Lernenden gingen die Teilnehmenden der Swiss eLearning Conference der Frage auf den Grund, wie Lernangebote für diese jungen Generationen aussehen müssten, um sie auf die Aufgaben von morgen vorzubereiten.
Ist der Zug für die Generation Y schon abgefahren?
Ein wenig optimistisches Bild zeichne laut Nicolai Andersen, Partner und Innovation Leader bei Deloitte, der aktuelle "Millennial Survey" von den Haltungen und Erwartungen der Generation Y: "Die Generation Y wird komplett überschätzt, sie ist schlecht vorbereitet auf die Arbeitswelt, aber wir sind von ihr abhängig", deutete Andersen die Erkenntnisse der Studie in seiner Eröffnungskeynote. Was muss diese Generation in Zukunft wissen? Angesichts der rasanten Entwicklungen im technischen Bereich sei eine Voraussage, wie die Welt von morgen aussehen werde, kaum möglich. Unternehmen und Bildungsinstitutionen müssten jedoch bei der Ausbildung der jungen Menschen den Hebel ansetzen, um ihre Zukunftsfähigkeit zu verbessern. Sie müssten die zukünftigen Führungskräfte und Mitarbeitenden Wissen an echten Projekten erarbeiten lassen und ihnen früh Verantwortung übergeben, so Andersen.
Lernen als soziale Aktivität
Aufschlussreiche Ausführungen zur Mentalität der heutigen Jugendlichen steuerte Philippe Wampfler in seiner Keynote bei. "Jugendliche wollen anhand ihrer Resultate bewertet werden und ihnen ist beim Lernen der Praxisbezug wichtig, damit sie in der Welt etwas verändern können", erklärte der Pädagoge und Berater. Zudem erfordere die neue Medienwelt auch eine neue Art von Konzentration und Multitasking. Ein zeitgemässes Bildungskonzept müsse Jugendlichen echte Mitbestimmung und Entscheidungskompetenz zusprechen, Lernen als soziale Aktivität fördern sowie selbstbestimmte Bildungsangebote einschliessen. In der Digitalisierung und der informellen Bildung liege ausserdem die Chance, die Lücke zwischen bildungsnahen und bildungsfernen Kindern zu schliessen.
Generation Y als gefragte Gesprächspartner
Angehörige der Generation Y kamen an der Konferenz ebenfalls prominent zu Wort, zum Beispiel in Kurzworkshops am SeLC Marketplace. Lernende der Swisscom stellten etwa Apps vor, die sie für das Lernen hilfreich finden, wie etwa Cram, eine App für Karteikarten, PhotoMath zur Überprüfung von Rechenaufgaben oder die App des Google Übersetzers für Echtzeitübersetzungen. Zudem präsentierten sie die Swisscom-Plattform "Ask the Brain", die alle Swisscom-Mitarbeitenden nutzen können, um innerhalb von kurzer Zeit von anderen Mitarbeitenden, die in dem gesuchten Wissensgebiet Experten sind, Antworten auf ihre Fragen zu erhalten.
Lernen grenzenlos
Zum Abschluss der Konferenz gab Simon Dückert, CEO von Cogneon, Impulse dafür, wie Unternehmen die Begrenztheit von Lernen aufbrechen können. "Die Gefahr besteht heute darin, dass wir der Generation Y die Freude am Lernen nehmen, indem wir sie in den Unternehmen in althergebrachte Management Systeme stecken und ihnen die Kreativität aberziehen", so Dückert. Typische Grenzen des Lernens in Organisationen machte der "Organisational Hacker" in der Beschränkung auf das formale Lernen, Bildungskataloge und Learning Management Systeme aus.
Wie Unternehmen den Wandel zu einer lernenden Organisation schaffen können, zeigte Dückert anhand von Beispielen wie dem Adidas Learning Campus. Die rund 48.000 Mitarbeitenden des Unternehmens haben jederzeit und von überall her Zugriff auf ein Lernnetzwerk, in dem sie selbstbestimmt Lerninhalte abrufen, erstellen und teilen können. "Jede Arbeitsminute, die Mitarbeitende für das Unternehmen arbeiten, und jeder Quadratmeter des Ortes, wo sie es tun, sei es bei der Weltmeisterschaft in Brasilien oder der Olympiade in Russland, ist Teil des Adidas Learning Campus." In dieser Lerncommunity sei jeder Lerner und Lehrer zugleich, so Dückert.
Neue Formate gut angenommen
Gut von den Teilnehmenden angenommen wurde das neue Konferenzformat SeLC Productions. Hier bereiteten die Konferenzteilnehmer in Teams den Transfer des Gelernten in den eigenen Arbeitsalltag vor und entwickelten eigene Projektideen, wie zum Beispiel "Learning Soaps", Videos zur Vermittlung von Lerninhalten, die in spannende Geschichten verpackt werden, oder "Social Learning Environments", die möglichst nahe dran an den Fragestellungen aus dem Arbeitsalltag der Lernenden konzipiert sein sollen. Im "Demofest" genannten Programmteil bekamen die Konferenzteilnehmer zudem Einblicke in Technologien und Plattformen für das Lernen. Hier präsentierten Anbieter gemeinsam mit ihren Kunden, welche Lösungen sie für das Lernen (mit) der Generation Y gefunden haben.
Ein positives Feedback zogen die Konferenzleiter Dr. Daniel Stoller-Schai, Bereichsleiter "Unternehmen" sowie Mitglied der Geschäftsleitung der LerNetz AG, und Prof. Dr. Andreas König, Professor und Studiengangleiter für Medienmanagement der SRH Hochschule für Wirtschaft und Medien.
Themenvorschläge für die #SeLC16 werden unter dem entsprechenden Hashtag via Twitter entgegengenommen. Die nächste Swiss eLearning Conference (SeLC) findet am 12. und 13. April 2016 im Hotel Holiday Inn gegenüber der Messe Zürich statt.