Vom Softwareanbieter zum HR Business Partner
Herr Hieber, Herr Klöcker - in welche vier Kompetenzfelder haben Sie Ihr Dienstleistungsangebot aufgeteilt?
Christoph Hieber: Wir stellen nicht mehr nur Lerninhalte und -technologien zur Verfügung, sondern sehen uns als Lösungsanbieter, der den gesamten Wertschöpfungsprozess von Lernen und Entwicklung in einem Unternehmen dargestellt, von der Bedarfsanalyse und Konzeption über die Umsetzung und Durchführung der Maßnahmen bis hin zur Erfolgskontrolle in Form von Tests und Zertifikaten. Daraus haben sich vier Kompetenzfelder entwickelt: Consulting und Training auf der einen Seite, Lerntechnologien und Lernmedien auf der anderen.
Warum hat sich e/t/s didactic media für eine Doppelspitze entschieden?
Jens Klöcker: Damit teilen wir die Kompetenzfelder auf: Christoph Hieber vertritt e/t/s didactic media nach außen und verantwortet die Kompetenzfelder Consulting und Training, und ich bin für die Bereiche Lerntechnologien und Lernmedien sowie die interne Organisation verantwortlich.
Christoph Hieber: Letztendlich optimieren wir dadurch unsere Leistungserbringung nach innen und nach außen. Kunden erhalten auf Wunsch alle Elemente als Teilleistungen als auch schlüsselfertige Lernlösungen - von der Bedarfsanalyse bis zur Zertifizierung einer Maßnahme.
Welche Auswirkungen haben diese strukturellen Veränderungen auf Ihre Kunden?
Christoph Hieber: Früher konnten unsere Kunden Lernmedien und -technologien erwerben, heute erhalten sie auch das gesamte Prozess-Knowhow dazu. Die Kunden wollen Gesamtlösungen. Stellen Sie sich vor, Sie haben 2000 Vertriebsmitarbeiter, die gleichzeitig geschult werden müssen. Dazu brauchen sie einen Anbieter mit Personalentwicklungskompetenz sowie Technologien, die den Bildungsprozess unterstützen. Das bedeutet aber nicht, dass Kunden diese Produkte oder Inhalte immer gleich wählen. Je nach Bedarf können sie auch nur Consulting oder nur Training buchen.
Was gehört noch zu Ihrem Komplettpaket?
Christoph Hieber: Wir setzen unsere Lerntechnologien zunehmend auch im Bewerbermanagement ein. Wir nennen das Screening - eine Art Assessment, mit dem die Unternehmen online eine anforderungsspezifische Vorauswahl unter Bewerbern treffen können. Screening ist somit ein Teil des Recruiting-Prozesses, eignet sich aber auch als Selbsteinschätzungstest. Es könnte als offenes Angebot im Hochschulmarketing eingesetzt werden, wenn Studenten beispielsweise wissen wollen, was ein Technical Engineer macht und ob sie für diesen Beruf geeignet wären. Vorwiegend wird es aber im Personalakquisitionsprozess als Auswahlverfahren genutzt.
Aber es gibt doch schon so viele Lernplattformen. Was ist an Ihrer Academic Management Suite besser?
Jens Klöcker: Unser System ist ein prozessorientiertes Werkzeug und mehr als eine Lernplattform. Viele Lösungen konzentrieren sich auf die Verwaltung von Stammdaten und deren Verknüpfung. Wir bilden den gesamten Lernprozess ab, das ist in jedem Bereich des Tools sichtbar. Bei unserer Software geht es nicht um statische Daten, sondern um Aufgaben, die die Nutzer wahrnehmen sollen. Über das Modul Prozessmanager können die Kunden selbst ihre Bildungsprozesse modellieren und Verantwortlichkeiten abbilden. Mit unserer Academic Management Suite kann man beispielsweise auch Trainer bereitstellen oder Teilnehmer einladen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Präsenztraining, eLearning oder Blended Learning handelt.
Christoph Hieber: Der Besuch eines virtuellen Klassenzimmers ist heute so einfach wie der eines realen Schulungsraumes. Wir unterscheiden nicht mehr, wo sich Lernende und Trainer bewegen - der Prozess steht im Mittelpunkt, unterschieden nach Pflichtveranstaltungen und Bestandteilen aufgrund individueller Qualifikationsprofile. Das System unterstützt aber auch bei alltäglichen Administrationsaufgaben in der Personalentwicklung - beispielsweise bei der Raumplanung und Aufgaben des Bildungsmarketings.
Andere Anbieter kombinieren aber auch Stammdaten mit Aufgaben. Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal?
Jens Klöcker: Wir bieten ein rein web-basiertes Tool, ein Portal für Dozenten und Teilnehmer. Das heißt: Die Technologie muss nicht erst über Schnittstellen aufgesetzt werden. Ich kenne keinen Anbieter von Seminarverwaltung, der komplett auf Online-Technologien setzt. Außerdem lässt sich die Suite vollständig in bestehende Systeme integrieren.
Haben Sie Ihr Tool ganz neu entwickelt? Oder nutzen Sie bestehende Open-Source-Plattformen - das wäre doch günstiger?
Jens Klöcker: Es ist kein Tool, sondern eine modulare Systemlösung, die sich dem Professionalisierungsgrad der jeweiligen Bildungsorganisation anpasst. An dieser Eigenentwicklung haben wir zwei Jahre lang gearbeitet und sie ist seit einem Jahr im Einsatz. Eine unserer maßgeblichen Referenzen ist die Ostdeutsche Sparkassenakademie, weitere Lösungen sind installiert im IHK-Umfeld, internen Personalentwicklungsabteilungen und bei der DEKRA Akademie.
Haben sich durch Ihr Zusatzangebot auch die Zielgruppen verändert?
Christoph Hieber: Neue Produkte sprechen natürlich auch neue Zielgruppen an. Wir helfen heute vor allem Personalabteilungen, die keine eigenen Weiterbildungsverantwortlichen haben, bei der Umsetzung von Qualifizierungsprojekten. Aber auch interne Fachabteilungen mit Schulungsverantwortung nehmen zunehmend unser Outsourcing-Angebot in Anspruch.
Jens Klöcker: Unsere Zielgruppe verändert sich insofern, als dass wir früher ein sehr großes Contentportfolio anonymisiert angeboten haben, wir waren ähnlich aufgestellt wie ein Verlag. Das hat sich geändert. Heute bedienen wir mit Lerntechnologien, Training, Consulting, und Lernmedien - auf Wunsch auch dauerhaft - Unternehmen und Akademien unterschiedlicher Größe und Branchen.