KMU-Management in fünf Modulen
Haben Sie eine Erklärung dafür, warum es grundsätzlich nicht sehr viele eLearning-Angebote für kleine und mittlere Unternehmen gibt?
Prof. Reza Asghari: Das Problem ist, dass in Deutschland kleine und mittlere Unternehmen noch nicht so weit sind, dass sie das Internet in ihren Wertschöpfungsketten integriert haben. Natürlich nutzen sie das Internet zur Kommunikation oder für Recherchen. Aber eben noch nicht so sehr zur Optimierung ihrer internen Prozesse. Ein Beispiel dafür ist auch die Weiterbildung. Da haben wir hierzulande noch Nachholbedarf.
Es ist nicht gerade Standard, dass Hochschulen und Handwerkskammern kooperieren. Wie kam es zu dem eLearning-Angebot für KMU?
Prof. Reza Asghari: Die Zusammenarbeit zwischen der Ostfalia-Hochschule und der Handwerkskammer hat eine lange Tradition. So existiert zum Beispiel ein dualer Studiengang für das Fach Energie- und Gebäudetechnik im Praxisverbund. Oder wir sind im Bereich Unternehmensgründung Anlaufstelle für Meister, die sich selbständig machen wollen. Bei uns erwerben sie zusätzliches betriebswirtschaftliches Know-how. So wurde die Idee geboren, Angebote auch für Nicht-Studierende online zu stellen, ein flexibles System zu schaffen mit Informationen zum Runterladen oder auch der Möglichkeit, jederzeit, mit den Dozenten in Kontakt zu treten.
Sie bieten fünf Module, angefangen mit BWL-Grundkenntnissen über Gründungs- und Auslandswissen bis hin zum Thema eBusiness für KMU: Wie viele Teilnehmer haben davon profitiert?
Prof. Reza Asghari: In den vergangenen drei Jahren waren es etwa 180 Teilnehmer. Der Förderzeittraum ist zwar im Dezember geendet, aber wir werden weiterhin präsent sein.
Ist es denn nicht schwierig, Handwerker überhaupt zu erreichen und zu begeistern für eLearning?
Prof. Reza Asghari: Wir haben gemeinsam mit der Handwerkskammer sehr viel Werbung gemacht. Allein die Option, dass sie online lernen können, musste kommuniziert werden. Ohne Aufklärung geht es nicht. Aber auch wir von der Hochschule haben eine Lernkurve erlebt. Inzwischen wissen wir, dass bei Handwerkern die Zeit furchtbar knapp ist.
Wie beurteilen Sie die vergangenen drei Jahre im Rückblick?
Prof. Reza Asghari: Ich halte das Projekt für sehr erfolgreich, weil es gut angenommen wurde. Dafür muss man natürlich auch etwas tun. Wir haben die Skripte an die Zielgruppe angepasst, haben die Teilnehmer immer wieder durch interaktive Instrumente wie Foren oder Chats aktiviert.
Wie umfangreich war denn diese Trainingsmaßnahme?
Prof. Reza Asghari: Das Online-Angebot wurde ergänzt durch Präsenzveranstaltungen. Aber eine zeitliche Vorgabe, wie schnell alle Module abgearbeitet sein mussten, gab es von uns nicht. Manche Teilnehmer waren innerhalb eines Semesters fertig, andere haben zwei oder drei Semester gebraucht.
Und zum Schluss gab es eine Teilnahmebescheinigung oder eine Urkunde?
Prof. Reza Asghari: Es finden Prüfungen statt und daraus ergibt sich am Ende auch eine Abschlussnote. Das Zertifikat wird von der Hochschule gemeinsam mit der Handwerkskammer ausgestellt.
Was passiert als nächstes, wenn die Förderung für dieses Projekt doch ausgelaufen ist?
Prof. Reza Asghari: Wir konnten viele Erfahrungen sammeln, denn im Moment arbeiten wir an einem interessanten, sehr ehrgeizigen Projekt. Wir werden einen Online-Masterstudiengang für Entrepreneurship und Innovationsmanagement starten. Allerdings findet nicht alles im Netz statt, dazu werden außerdem Präsenzphasen gehören. Aber wir werden diesen Studiengang mit Unterstützung der Universität Toronto ins Leben rufen. Was bedeutet, dass die Kollegen dort ebenfalls Vorlesungen halten werden. Gerade erstellen wir das Curriculum. Im nächsten Wintersemester, spätestens aber im Frühjahr 2013 soll es losgehen.