Internet-TV und Podcasting machen Lernen flexibel
Was noch neu ist: Das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut bietet mit seinen modernen Podcasts einzelne thematisch abgeschlossene Abschnitte von Informatik-Vorlesungen an. Dadurch ist es möglich, daheim und unterwegs den Lernstoff sehr gezielt auszuwählen, z.B. für die Wiederholung. Es ist also nicht mehr unbedingt notwendig, ein komplettes 90-Minuten-Video herunter zu laden. Die Folge: Das Lernen wird schneller. Wer sich die Podcasts aus dem Internet auf sein kleines, mobiles Abspielgerät lädt, kann sie dann im Bus, im Wartezimmer oder draußen im Park anschauen - immer, wenn Zeit und Lust dazu da sind.
Die Potsdamer "Tele-Teacher" rund um Prof. Meinel setzten bei der Entwicklung auf Standards und frei verfügbare Software. "Wir greifen einfach das Signal der Grafikkarte ab und konvertieren es für die Übertragung ins Internet. Damit ist unser Tele-Task-System weder von bestimmten Betriebssystemen noch von einer bestimmten Präsentationssoftware abhängig", erklärt der Professor für Internet-Technologien und -Systeme das Konzept.
Knapp 1000 Informatik-Vorlesungen, Übungen und sonstige Präsentationen sind mittlerweile über die HPI-Plattform für jeden abrufbar. Begonnen mit dem Tele-Teaching hat Prof. Meinel vor fünf Jahren.
Viele Vorlesungen und Seminare des von SAP-Mitgründer Hasso Plattner vollständig finanzierten An-Instituts der Universität Potsdam werden mittlerweile live übers Internet übertragen und sind auch zeitversetzt aus dem Archiv abrufbar - gratis. Dafür muss der PC- oder Laptop-Nutzer lediglich den kostenlosen Real Player installiert haben und über eine Internetverbindung verfügen. Jetzt wird der gleiche Komfort auch bei der Podcast-Nutzung geboten.
Ein weiteres Projekt am Hasso-Plattner-Institut ist das neue "tele-task-TV". Das komfortable Überall-Lernen wird am 30. und 31. August erstmals auf dem Forum IP-TV der diesjährigen Internationalen Funkausstellung präsentiert. Damit geht das HPI über die Gruppe der Nutzer hinaus, die die Inhalte am Computer oder auf einem mobilen Videoplayer ansehen ("Lean forward" genannt).
"Künftig werden wir unsere Informatik-Inhalte für den großen Fernseher im Wohnzimmer aufbereiten und über IP-TV aussenden. Mit diesem Lern-Fernsehen im Internet erreichen wir auch den 'Lean-Back-User', also Menschen, die sich auf der Couch entspannen, aber noch etwas für Ihre Bildung tun wollen", erklärt Prof. Meinel. Fernsehen wird also zum Lernsehen.
Aktuell erforschen die Potsdamer Wissenschaftler zudem, wie man per semantischer Suche solche Lehrvideos finden kann, in denen auf spezielle Themen eingegangen wird: "Derzeit arbeiten wir an einer automatischen Vergabe von Schlagworten für einzelne thematische Einheiten von Lehrveranstaltungen", erläutert Prof. Meinel.
Diese neue Webanwendung, die in Kürze online geht, soll dem Benutzer als Ergebnis von Suchanfragen zu bestimmten Stichwörtern beispielsweise ein Paket von Vorlesungsabschnitten bereitstellen, das die gewünschten Inhalte liefert und seine Fragen prägnant und umfassend beantwortet. Außerdem werden sich Benutzer einen persönlichen Zugang erstellen können, um zu jeder Vorlesung individuelle Notizen hinzuzufügen und diese zu speichern.
Hintergrund Tele-Teaching-System Tele-Task
Das gesamte System, das vom HPI vertrieben wird, ist in einem Schuhkarton-großen Rechner realisiert, an den der Präsentationslaptop und eine Videokamera angeschlossen werden. So lassen sich nicht nur Tagungen, Symposien, Vorträge oder auch Firmenmeetings mit minimalem Aufwand aufzeichnen und direkt übertragen - es ist auch spielend einfach, etwa für die Einführung von neuen Computeranwendungen Lernvideos zu produzieren, die die Anwendung direkt auf dem Monitor präsentieren. Außerdem ermöglicht das System, direkt nach Ende der Präsentation eine DVD mit der Aufzeichnung zu brennen.
Nicht nur HPI-Studenten können ihr Studium dank dieser Tele-Teaching-Technologien zeitlich flexibler gestalten: "Wir gewähren den Zugriff auf unsere Vorlesungen ganz bewusst allen Interessierten weltweit, die über einen Internetzugang verfügen", sagt Prof. Meinel. In den vergangenen dreieinhalb Jahren wurden knapp acht Millionen Aufrufe des Vorlesungsarchivs registriert, darunter auch rund 100 Studenten der Technischen Universität Peking.
Im Rahmen einer Kooperation nehmen die chinesischen Studenten via Tele-Task jedes Wintersemester an der Vorlesung "Internet Security" teil. Im April eines jeden Jahres reist dann eine kleine Delegation des HPI nach Peking und stellt den Studentinnen und Studenten nach erfolgreicher Prüfung ein Zertifikat aus.