Mit RetroBrain und Kinect gegen das Vergessen spielen
Unterstützung für das Projekt bekommt das junge Unternehmen von Wissenschaftlern der Berliner Humboldt-Universität, der Ludwig-Maximilians-Universität München, des Max-Planck-Instituts sowie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Auch Partner wie die Malteser, die Diakonie und die Schering Stiftung unterstützen das Hamburger Unternehmen.
Aktivierende Therapien sorgen für neue Synapsen im Gehirn
Die fachkundige Begleitung seiner Spielesammlung ist Manouchehr Shamsrizi wichtig: "Die Aktivierung von Demenzpatienten, soziale Interaktion und die Stimulation des Gehirns spielen bei der Behandlung der Krankheit und bei der Prävention von Begleiterkrankungen eine sehr wichtige Rolle", sagt der Gründer.
"Wir wissen, dass auch Demenzkranke bei aktivierenden Therapien neue Synapsen im Gehirn bilden, die ihnen bei der Bewältigung der Krankheit helfen. Zudem sorgt Bewegung für einen signifikant höheren Ausstoß von Dopamin" – auf Deutsch gesagt: Glücksgefühle bei den Betroffenen, die sich nach jüngster neurowissenschaftlicher Forschung positiv auf das Gehirn auswirken.
"Alzheimer raubt den Menschen ihre Erinnerungen und ihre Persönlichkeit", sagt Dr. Klaus von Rottkay, verantwortlich für Marketing und Operations und Mitglied der Geschäftsleitung von Microsoft Deutschland. "Das Start-up RetroBrain mit seiner Gamification-Lösung Memore auf Basis von Microsoft Kinect ist ein tolles Beispiel dafür, was digitale Technologien im Kampf gegen diese schlimme Erkrankung leisten können."
Der Krankheit trotzen
Memore ist eine Sammlung unterschiedlicher Spiele: Beim Motorradspiel steuern Demenzkranke das Kraftrad allein durch Gewichtsverlagerung auf das rechte oder linke Bein, während sie gleichzeitig Autos ausweichen und Benzinkanister einsammeln müssen. Während diese Bewegungen anerkannte Therapieform sind, um die Stand- und Gangsicherheit zu erhöhen und Sturzverletzungen vorzubeugen, entfaltet erst die Kombination verschiedener Therapieansätze die bestmögliche Wirkung.
"Als Therapie ist beispielsweise das bloße Verlagern vom einen auf das andere Bein zwar sinnvoll, aber langweilig", sagt Manouchehr Shamsrizi. „Wir haben aus dieser sinnvollen Übung deshalb ein Spiel gemacht, das den Menschen Spaß macht und sie vor Stürzen bewahrt."
Zur Memore-Box gehören zur Zeit auch ein Kegelspiel, das Demenzkranken hilft, in der Gruppe mit anderen Spaß zu haben, sowie das "Postbotenspiel", in dem Erkrankte aufmerksam Fahradfahren und mal mit dem rechten, mal mit dem linken Arm Briefe austeilen müssen, während sie musiktherapeutisch angeregt werden. Speziell dieses Spiel ist auf Nachfrage von Krankenhäusern entstanden, die nach Unterstützung von Neuro-Reha-Maßnahmen für Schlaganfallpatienten gefragt hatten.
Spielen allein über Bewegungssteuerung dank Microsoft Kinect
Um Memore zu spielen, benötigen Patienten keinerlei Controller. Die Steuerung der Spiele erfolgt ausschließlich über die Bewegungsteuerung "Kinect für Windows" und erfordert erstmalig keine komplizierte Koordination von Hand und Augen. So finden sich auch Menschen mit wenig oder keiner Erfahrung mit Computern ohne Eingewöhnung zurecht - ihr Spielerlebnis hat mit klassischen Computerspielen nicht viel zu tun.
Das Team von RetroBrain hat Memore als Kombination von Hard- und Software angelegt – technisch ein Windows-Rechner out of the box, der außer einem Ein- und Ausschalter und einem Monitoranschluss keine weiteren Anschlüsse enthält. "Uns war es wichtig, dass Pfleger und Angehörige Memore so einfach wie möglich bedienen können", erklärt Gründer Shamsrizi. "Mit Kinect haben wir die beste Bewegungssteuerung integriert, die es auf dem Markt gibt. In ihr steckt so viel Technologie, auf der wir bei der Entwicklung von Memore aufbauen können – das wäre vor ein paar Jahren noch undenkbar gewesen."
Dank Office 365 im internationalen Austausch
RetroBrain ist Teilnehmer des BizSpark-Programms, mit dem Microsoft Entwicklernachwuchs und Start-ups in der ganzen Welt unterstützt und mit kostenlosen Cloud-Services und Support beliefert. „Wir sind bei unserem Projekt auf eine erstaunlich offene und unbürokratische Kultur bei Microsoft gestoßen“, erinnert sich Shamsrizi: „Wir haben viel Unterstützung und kostenlosen Support bei der Entwicklung bekommen. Dabei haben uns Office 365 und die Microsoft-Cloud mit SharePoint Online auch geholfen, Memore zu entwickeln und unser zunächst über ganz Deutschland verstreutet Team überhaupt zu koordinieren.“
Memore: Noch nicht ganz fertig, aber schon preisgekrönt
Aktuell genießt Memore noch den Status eines "minimal viable products", das regelmäßig vor Ort in mehr als einem Dutzend Hamburger Altenheimen und Pflegeeinrichtungen getestet und weiterentwickelt wird. Mit dem Start der Box rechnet Shamsrizi in den nächsten drei bis vier Monaten.