STiNE erübrigt viele Wege und lange Wartezeiten | CHECK.point eLearning
Campus Innovation

STiNE erübrigt viele Wege und lange Wartezeiten

Hamburg, November 2008 - Benjamin Gildemeister, Vorsitzender des AStA der Universität Hamburg, hält am 20. November 2008 im Rahmen der Campus Innovation eine Keynote über die "Auswirkungen von IT-Projekten auf Hochschulstrukturen - aus studentischer Sicht". Vorab spricht er über seine Erfahrungen mit dem Campus Managements Systems STiNE.



Herr Gildemeister, im Rahmen Ihrer Studienzeit und Ihrer Aktivitäten im AStA der Universität Hamburg, dem Sie seit April vorstehen, haben Sie die Einführung des Campus Managements Systems STiNE von Anfang an miterlebt. Wie hat sich die Umstellung aus Ihrer persönlichen Sicht und auf Ihren Studienverlauf ausgewirkt?

Benjamin Gildemeister: Aus der rein studentischen Benutzersicht haben sich durch die Einführung von STiNE vor allem viele Wege und lange Wartezeiten erledigt. Gerade zu Beginn des Semesters habe ich es noch miterlebt, mit 150 Kommilitoninnen und Kommilitonen morgens um acht Uhr auf kalten, grauen Fluren Losnummern zu ziehen und zu bangen, dass man noch den gewünschten Seminarplatz erhält.


Das ist auch eine Erfahrung, jedoch bevorzuge ich es, zu jedem Zeitpunkt des Anmeldeverfahrens die Kurse von zu Hause aus durchsehen und auswählen zu können. Zwar muss man dann immer noch auf die Zusagen hoffen, ich persönlich habe diesbezüglich jedoch nur positive Erfahrungen gemacht, zumal die Zuweisung von speziellen Plätzen für Nebenfächler oder Studis, die den Kurs dringender benötigen, nun wesentlich einfacher ist.

Natürlich gibt es auch Schattenseiten: Durch die Einführung von STiNE musste ich mich plötzlich mit einem neuen System, Passwörtern, einem neuen Nachrichtensystem, TANs, Serverabstürzen und langen Ladezeiten abplagen. Einen echten Nachteil hat mir STiNE bislang jedoch nicht beschert. Bei Serverabstürzen wurden die Fristen verlängert, der Support funktioniert, inzwischen ist sogar die Benutzeroberfläche ansprechender geworden.


In der Abwägung habe ich nun einfach mehr Zeit, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wenn man sich die Situation vor der Einführung ansieht, kann man eigentlich nicht ernsthaft der Meinung sein, diese Universität könnte ohne ein entsprechendes System noch auskommen. Was die weiteren, wichtigen Funktionen von STiNE angeht, könnte es noch wesentlich besser werden. Momentan ist das System nur eine große Erleichterung bei der Kursbuchung und -verwaltung.


Datenaustausch, Leistungseinsicht und Nachrichtendienst werden kaum verwendet. STiNE wird zurzeit nur für das genutzt, für das es genutzt werden muss.

Welche impliziten Veränderungen ergeben sich hinsichtlich der Hochschulstrukturen?

Benjamin Gildemeister: Weitaus mehr, als irgendwer vorausgesehen hätte! STiNE zwingt die Universität an vielen Stellen, ganze Arbeitsabläufe zu überdenken. Zum einen muss sich natürlich das Verwaltungs- und Lehrpersonal auf die neuen Prozesse einstellen, sich fortbilden, Verantwortlichkeiten benennen und auch in der Praxis leben. Vor allem aber tauchten bei der Einführung von STiNE ganz grundsätzliche Fragen auf: Wer darf eigentlich einen Raum buchen, zu welchen Konditionen? Wer darf Noten einstellen, verändern, einsehen? Wer plant Studiengänge und stellt die Modulbeschreibungen ein?


Die Erfordernis, bestimmte Abläufe, Rollen und Rechte digital abzubilden verlangt der Universität ab, diese überhaupt festzulegen. Zuvor befand man sich offenbar viel zu oft im ungeregelten, halblegalen und vor allem uneinheitlichen Raum.


Für Studierende bedeutete dies widersprüchliche Aussagen von verschiedenen Stellen innerhalb eines Fachbereichs und Willkür. Sie haben ihre Universität nicht verstanden, weil historisch gewachsen jedes Geschäftszimmer seine eigenen, völlig undurchsichtigen Regeln verfolgte. Das ändert sich momentan.


Die Frustration der Studierenden bezieht sich zur Zeit eher auf technische Probleme mit STiNE. Sind diese endgültig abgestellt, wird niemand mehr auf die Idee kommen, das System abschaffen zu wollen.

Wie sehen Sie diese Entwicklungen bezogen auf den Hochschulstandort Hamburg und hinsichtlich der Kooperation mit den AStA-Kollegen der anderen Hamburger Hochschulen?

Benjamin Gildemeister: Wir haben es mit einer sehr seltenen Situation zu tun: Der Hamburger Hochschulbereich nimmt eine Vorreiterrolle ein. Das mutet heutzutage fast schon historisch an. Man könnte es zwar auch anders ausdrücken und sagen, dass Hamburg das größte IT-Testfeld in der Geschichte der deutschen Hochschulen ist - mit allen negativen Begleiterscheinungen - aber wie auch immer man es sieht, es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Hamburg anderen Bundesländern diesbezüglich endlich einmal wesentlich voraus ist.


Auch wir als AStA bekommen aus allen Teilen Deutschlands Anfragen zu unseren Erfahrungen mit STiNE, das Interesse ist groß. Kleinere Universitäten können es sich vielleicht noch leisten, die Verwaltung klassisch zu organisieren, aber auch sie werden über kurz oder lang Campusmanagementsysteme einführen. Es ist keine Frage, ob in Zukunft alle deutschen Hochschulen mit einer vergleichbaren Software arbeiten werden - es ist nur die Frage, wer es am längsten ohne durchhält.

Was die Kooperation mit den anderen ASten angeht, so ist hier etwas Ähnliches zu beobachten. Zwar versuchen wir ohnehin, in gutem Kontakt zu bleiben, jedoch ist der Austausch über das Themenfeld CampusNet noch deutlich angestiegen. Zum einen, weil wir bereits Erfahrungen gemacht haben, die wertvoll für die anderen Hamburger Hochschulen sind, zum anderen aber auch, weil Überlegungen, die Hochschulen über die Software besser zu verweben und einige Prozesse zu vereinheitlichen, sehr naheliegend sind und die Hamburger Hochschullandschaft insgesamt völlig neu gestaltbar machen.


Dieser Prozess steht noch am Anfang, aber ich bin mir sicher, dass die Software auch auf dieser Ebene einige überholte Strukturen aufzubrechen vermag.