Paneldiskussion "Ideenlose Hochschullehrer?"
Sie setzen Medien, nämlich Audio und kurze Videofilme sowie Infos auf einem Portal, für die Podiumsdiskussion auf der Konferenz Campus Innovation ein. Welche Vorteile bringt das gegenüber einer "herkömmlichen" Podiumsdiskussion?
Gabi Reinmann: Herkömmliche Podiumsdiskussionen - machen wir uns nichts vor - bergen stets die Gefahr, dass die Panel-Teilnehmer ihre Statements abgeben, sich selbst darstellen und letztlich aneinander vorbeireden. Am Ende bleibt ein schales Gefühl: "Was war die Botschaft?". Würde man die Redebeiträge visualisieren, sähen die meisten Ergebnisse aus wie unverbundene Farbkleckse. Nur mit richtig guten Profi-Moderatoren, die gleichzeitig auch vom Thema eine Ahnung haben, gelingt es, dies zu vermeiden.
Frank Vohle: Wir wollen bei unserer Podiumsdiskussion verschiedene Anker, Perspektiven und Kontroversen einbinden - und zwar in geplanter Form über eine Art Dramaturgie und genau dazu brauchen wir die genannten Medien - quasi als Interventionswerkzeuge.
Es ist ein letztlich didaktischer Versuch, ein Streitgespräch anzustiften - eines, das auch den Zuschauern Lust macht, weiter über das Thema nachzudenken oder in der nachfolgenden Pause darüber zu diskutieren - und hoffentlich auch darüber hinaus. Kurz: Damit sich die Teilnehmer am Ende was zusammenreimen können, brauchen sie erst mal einige Menge Ungereimtheiten. Die werden wir hoffentlich (zumindest) liefern.
Der Aufwand, eine solche Diskussion inhaltlich und technisch vorzubereiten, ist groß. Warum lohnt sich aus Ihrer Sicht der Aufwand? Muss ein solches Arrangement eine Ausnahme bleiben?
Frank Vohle: Ja, mit dem Lohn, das ist so eine Sache, -überall. Das Engagement in unserem Verein Ökonomie und Bildung (dem Veranstalter des Panels) ist eher politisch zu verstehen. Wen der Schuh drückt, der fragt nicht, was die Sohlen kosten. Wir stellen auf mehreren Ebenen eine Ökonomisierung der Bildung fest, die, so unsere Einschätzung, in den aktuellen Spielarten NICHT ökonomisch im Sinne von "Wohlstand mehrend" oder nachhaltig ist.
Auf die wechselseitige Abhängigkeit von Ökonomie und Bildung aufmerksam zu machen, das Besondere am Gut Bildung zu verdeutlichen, ohne alte und unfruchtbare Fronten aufzubauen, und nach neuen Modellen einer Bildungs-Ökonomie (nicht ökonomische Bildung!!) zu suchen, ist Ziel des noch jungen Vereins. Die didaktisch aufbereitete Durchführung von Streitrunden (Panels) ist eine mögliche Maßnahme, um Menschen unterschiedlicher Institutionen in diesem Sinne zum gemeinsamen Nachdenken anzuregen. Wenn das klappt, dann hat es sich gelohnt.
Gabi Reinmann: Ob ein solches Arrangement eine Ausnahme bleiben muss oder nicht, hängt ganz davon ab, wie viel einem solche "Denkanstöße" wert sind - und mit "wert sein", muss nicht einmal (viel) Geld gemeint sein, denn wir verdienen natürlich nichts an solchen Aktionen. Gut: Den Panel-Teilnehmern und -Machern muss man die Kosten für Reise und Übernachtung bezahlen, und auch die technische Produktion ist nicht ganz umsonst zu haben. Aber wir investieren halt persönlich und wenn sich bei der nächsten GMW eine Gruppe findet, die ebenfalls ein paar Monate Zeit, Energie und andere Ressourcen in eine Idee stecken will, dann muss es keine Ausnahme bleiben. Aber warten wir lieber mal ab, wie es uns gelingt. Vielleicht erübrigt sich die Frage ja von selbst ;-).
Ihr Panel heißt "Ideenlose Hochschullehrer?" Was verbessert sich an der Hochschullehre mit mehr Kreativität? Lernen Studierende dadurch mehr?
Frank Vohle: Zu allererst: Es macht mehr Spaß, wenn mit Kreativität gelehrt und gelernt wird; das gilt für Studenten und Dozenten gleichermaßen. Alle unsere Interviewpartner, die wir für die Gestaltung des Panels gesprochen haben, haben das übrigens bestätigt. Mehr Spaß bedeutet aber nicht weniger Arbeit. Meist beeinflussen sich Kreativität, Leidenschaft, Arbeitszeit und Erkenntnis wechselseitig.
Gabi Reinmann: Was Studierende lernen, liegt niemals allein in der Hand von Hochschullehrern. Kreative Hochschullehrer aber können zum einen begeistern und das ist die Voraussetzung dafür, dass tatsächlich gelernt und nicht nur Stoff für die nächste Prüfung eingepaukt wird.
Kreative Hochschullehrer sind zum anderen experimentierfreudiger in ihren Methoden: Das beschert den Studierenden Abwechselung, sie werden aufmerksamer sein und allein schon deshalb mehr lernen. Experimente aber können auch daneben gehen. Das Risiko muss man eingehen, wenn man Kreativität in Lehre und Studium fordert.