Best Practice: Blended Learning an der FH Kärnten
Die Blended Learning Strategie
Im letzten Juli wurde an der FH Kärnten eine Blended Learning-Strategie ("bLearning") für den Studiengang "Gesundheits- und Pflegemanagement" (GPM) inklusive einer langfristigen Vision und SWOT-Analyse geplant und umgesetzt. Eines der Ziele war die Steigerung der zeitlichen und örtlichen Flexibilität der Studierenden, insbesondere derjenigen, die ein berufsbegleitendes Studium absolvieren. Dies wurde durch die Integration der Lerninhalte in den eCampus der FH Kärnten realisiert.
Ein weiteres Ziel war es, die sechs Präsenztage auf fünf zu reduzieren. Die FH Kärnten will damit insbesondere der häufigen Dreifachbelastung der Studierenden durch Familie, Job und Studium entgegenwirken. Heute können sich die Studierenden von jedem Ort via Internet in eine kurze Lerneinheit vertiefen, eine Wissensüberprüfung online durchführen, sich einem Online-Fallbeispiel widmen oder sich in einer virtuellen Übungsgruppe, gemeinsam mit anderen Studierenden, einer Übungsaufgabe widmen, sie diskutieren, bearbeiten und online abgeben.
Die Lehrenden werden über die Lernplattform CLIX ebenso automatisch informiert wie die Studierenden, die das Ergebnis der Übung direkt online einsehen können.
Die Blended Learning Lehrkonzepte
Die vorhandenen und gut funktionierenden Lehrkonzepte wurden durch die sogenannten "bLearning"-Konzepte erweitert. Dabei wurden bereits mehrfach durchgeführte und getestete Präsenzmethoden durch neue Methoden wie eTesting, eCommunication, eLearning, eProblem Based Learning, eCommunities usw. ergänzt bzw. ersetzt.
Eine Vorlesung an der FH Kärnten, die eine Vielzahl dieser Methoden verwendet, ist die Veranstaltung "Kommunikation und Konfliktmanagement" von Dr. Melanie Deutmeyer im Studiengang Gesundheits- und Pflegemanagement. Dr. Deutmeyer machte durch ihr bLearning-Konzept nicht nur - wie bei den meisten eLearning-Konzepten - die Lehrinhalte digital und online verfügbar, sondern ermöglicht den Studierenden außerdem, Fallbeispiele online zu bearbeiten.
Dabei handelte es sich um Konfliktfälle aus der beruflichen Praxis der Studierenden, die zunächst in Foren abgelegt und auf Verständnis geprüft werden, bevor diese in kleinen Online-Übungsgruppen nach einer festgelegten Agenda via Chat einer Analyse und Problemlösung unterzogen werden. Parallel zu den praxisbezogenen Lehrinhalten werden theoretische Inhalte mittels kapitelbezogener eTests und auch Gruppenprüfungen zu bestimmten Themen via Chat angeboten.
Schließlich wird die Veranstaltung hinsichtlich ihres Lernerfolgs (neben einer schriftlichen Evaluierung) in einem Forum online durch die Studierenden bewertet.
Online-Betreuung, Schulung und Support
Zu Beginn jeder Lehrveranstaltung - und dies ist auch Teil des QM-Konzeptes - findet in jeder Lehrveranstaltung eine kurze Einführung der Studierenden statt.
Dabei werden eigens vom eLearning-Manager der FH Kärnten, Robert M. Zwischenberger, erstellte Vorträge und Unterlagen teils in Präsenz und teilweise über den eCampus gelehrt und zur Wiederholung online hinterlegt. Die Studierenden bekommen also in der ersten Lehrveranstaltung nicht nur einen Überblick über die kommenden Vorlesungsinhalte, sondern auch über die Methoden und Instrumente der Online-Angebote und die Bedienung des eCampus der FH Kärnten.
Aber nicht nur die Studierenden müssen das Online-Lernen erst lernen: auch die Lektoren an der FH Kärnten werden ihrerseits in den Lehrmethodiken des Blended Learning geschult. In einer mehrstufigen eTrainer Ausbildung bekommen die Lehrenden von der allgemeinen Einführung in den eCampus über die Konzeption von Blended Learning-Lehrveranstaltung, Konzeption von eTests bis hin zu einem eigenen Copyright- und Internetrecht-Workshop Anleitungen und Ideen für die Konzeption und Anwendung ihrer bLearning-Lehrveranstaltungen.
Zentrale Plattform inclusive Consulting und Support
Grundlage des eCampus der FH Kärnten ist die Lernplattform CLIX 6.1 der IMC AG aus Saarbrücken. Das LMS wurde nach langwieriger und sorgfältiger Analyse durch die FH Kärnten ausgewählt, um an allen Standorten der FH Kärnten (Klagenfurt, Feldkirchen, Villach und Spittal) eine einheitliche Lernplattform anbieten zu können, mit der standortübergreifend gelehrt, Dateien und Medien abgelegt und ausgetauscht, bearbeitet und versioniert werden können und mit der die gesamte Kommunikation und Betreuung der Lehre online durchgeführt werden kann.
Blended Learning Konzepte, positive Effekte und Lessons Learned
Das Blended Learning-Konzept der Lehrveranstaltung "Kommunikation und Konfliktmanagement" startete mit einer Pilotphase am Studiengang Gesundheits- und Pflegemanagement. Involviert waren berufsbegleitend Studierende, die in ihrem beruflichen Leben im Gesundheitswesen bisher wenige Computererfahrungen gesammelt hatten. Entsprechend groß war auch die anfängliche Skepsis der Studierenden gegenüber dem computergestützten Lernen. Vor allem, weil die Studierenden ihre eigenen EDV-Kenntnisse signifikant schlechter eingestuft hatten als Studierende anderer Fachrichtungen, wie das Ergebnis einer vor Beginn des Pilottest durchgeführten Befragung ergab.
Zudem äußerten die Studierenden in dieser Phase große Sorge darüber, dass sie zwar eine reduzierte Präsenz an der Hochschule aufgrund der beruflichen Belastungen schätzen würden, aber keineswegs auf den direkten sozialen Kontakt zu den Lehrenden verzichten wollten, weil sie glaubten, der Lernerfolg sei am größten, wenn sie die Lerninhalte direkt vom Lehrenden präsentiert bekämen.
Umso erstaunlich war dann die Beurteilung des Blended Learning-Angebots: Schon während der laufenden Lehrveranstaltung wurde durchweg positiv geäußert, dass der Kontakt zu den Lehrenden aufgrund der eingerichteten Foren und Chats auch außerhalb der Lehrveranstaltung möglich war und der soziale Kontakt zu den Lehrenden in dieser Zeit besser und individueller war als bei konventionellen Lehrveranstaltungen.
Dieses Ergebnis wurde dann auch in der abschließenden Evaluierung der Lehrveranstaltung zum Ausdruck gebracht. Auf die Frage, wie die Studierenden die Verfügbarkeit der Lektorin bewerten, zeigte sich, dass diese von den Studierenden überwiegend positiv bewertet wurde.