Mehr als die Jagd nach Pokémons | CHECK.point eLearning
Lernlandschaften

Mehr als die Jagd nach Pokémons

Saarbrücken, Oktober 2016 - Augmented Reality (AR) ist in aller Munde – und das nicht erst seit Erscheinen des AR-Spiels Pokémon GO, das es im Sommer innerhalb weniger Tage geschafft hat, zur bislang beliebtesten Smartphone-App aufzusteigen. Doch was genau macht die aktuell so populäre Technologie aus?

Virtual Reality, Augmented Reality und Augmented Learning

Begrifflich steht Augmented Reality für eine "erweiterte Realität", in der reale und virtuelle Objekte koexistieren und miteinander interagieren. Im Gegensatz zur Virtual Reality (VR) bewegt sich der Anwender nicht in einer ausschließlich digitalen Welt. Vielmehr wird die wahrnehmbare, reale Umgebung durch virtuelle Elemente und digitale Informationen in Echtzeit erweitert. Es ist heute aufgrund der technischen Entwicklungen einfacher denn je, AR zu nutzen. Eine der neuesten Entwicklungen trägt den Namen Augmented Learning, womit nichts anderes gemeint ist als das Lernen mittels AR. Reale Arbeitskontexte werden mit digitalen Inhalten angereichert.

Chancen und Potenziale von Augmented Learning

Experten sehen Augmented Learning als einen möglichen Weg, um die technikaffine Generation der Digital Natives auch in Zukunft nachhaltig für digitale Weiterbildungsangebote zu begeistern. Augmented Learning kann aus motivationspsychologischer und didaktischer Sicht einen wertvollen Beitrag für Lernprozesse liefern. So bedienen sich AR-Lernlandschaften in ihrer Struktur und Ästhetik aus dem Games-Repertoire. Dies entspricht den Vorlieben der mit Videospielen aufgewachsenen "Generation Gameboy". Immer kürzer werdende Innovations- und Produktionszyklen und eine sich schnell verändernde Technik sowie die damit einhergehende Digitalisierung der Geschäfts- und Arbeitswelt haben zudem eine bedarfsorientierte, räumlich und zeitlich flexible Gestaltung von Lernprozessen notwendig gemacht.

Lerner erwarten heutzutage jederzeit verfügbare Lernangebote, die eng an ihren individuellen Lernbedarf angelehnt sind. AR-Anwendungen sind aufgrund ihrer engen Kopplung mit der Wirklichkeit in der Lage, in Echtzeit situationsgerechte Inhalte zu bieten, das heißt sie gehen sofort auf die Situation ein, mit der sich der Lerner gerade beschäftigt.

Augmented Learning in der Praxis

Diese Argumente überzeugen die Wirtschaft. Im betrieblichen Kontext verwenden risiko- und kostenintensive Branchen, wie zum Beispiel das Militär und das Gesundheitswesen, AR bereits seit einigen Jahren in der Aus- und Weiterbildung. Im Rahmen der Entwicklungen zur "Industrie 4.0" hält AR nun auch in der Produktion und Wartung in Unternehmen Einzug. Diese Entwicklung wird nicht zuletzt durch die Marktreife der Datenbrille (Smart Glasses) gefördert. Im Gegensatz zu mobilen Endgeräten wie Smartphones und Notebooks, die längst zum Standard bei der Aus- und Weiterbildung gehören, liegt der Vorteil der Brillen darin, dass der Lerner beim Sichten der für ihn wichtigen Informationen die Hände frei hat. Er kann also zeitgleich Informationen verarbeiten und Arbeitsschritte ausprobieren.
Insgesamt wächst der Augmented Reality-Markt rasant. Marktforschungsinstitute schätzen, dass die Zahl der Nutzer von AR-Anwendungen innerhalb der nächsten fünf Jahre von 60 Millionen auf 350 Millionen Euro steigen wird. Sinkende Hardware- und Datenübertragungskosten werden bei steigender Leistungsfähigkeit der mobilen Endgeräte einen großen Teil zur weitergehenden Verbreitung beitragen.
Trotz der rosigen Prognosen: Augmented Learning wird aus pädagogischer Sicht jedoch nur dann erfolgreich sein, wenn es hilft, Dinge zu tun, die vorher nicht möglich waren. Der Mehrwert dieser Technologie für das Lernen muss deutlich hervortreten. So sollen beispielsweise Datenbrillen ein nachhaltiges und effizientes "Learning by Doing" ermöglichen, das sich direkt am Lernobjekt vollzieht.

Der bloße Einsatz von AR ersetzt also weder ein ganzheitliches didaktisches Konzept noch eine komplexe Lernstrategie. Im Zusammenspiel mit anderen Methoden und Formen des Lernens kann es jedoch dazu beitragen, die Transferleistung zwischen abstraktem Wissen und dessen praktischer Anwendung zu unterstützen. Augmented Learning hat hier die Rolle einer Verknüpfungstechnologie, die andere Lernformen nicht verdrängt, sondern erweitert. Augmented Learning wird daher eine von vielen Methoden in der Lernlandschaft von Unternehmen und Bildungsinstitutionen sein.

IMC kooperiert mit politischen Institutionen und Wirtschaftsverbänden, ist beispielsweise Partner im vom BMWi (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) geförderten Verbundprojekt APPsist. APPsist entwickelt einen ganzheitlichen Ansatz für die Interaktion zwischen Mensch und Maschine in der Produktion und nutzt insbesondere für die kontextbezogene Assistenz AR-Technologien wie Smart Glasses.